Don Bosco und der bayerische Lausbub
München – Don Bosco war ein Mensch, der andere begeistern konnte. Der katholische Priester und Seelsorger aus Turin (Italien) machte sich für junge Menschen stark – besonders aus armen Familien. Heute steht sein Name für ein weltweit tätiges Netzwerk mit einem erfolgreichen und bewährten pädagogischen Ansatz, das sich für die Anliegen von Kindern und Jugendlichen einsetzt. Am 31. Januar feiert die Kirche seinen Gedenktag. Bereits am 19. Januar lud der Campus Don Bosco in München zu seinem traditionellen Festabend – mit neuen Akzenten.
Die Erzählungen dieses Lausbubs haben es Johannes Bosco angetan. Nicht nur, dass sein schwarzes Birett zuweilen vor lauter lautem und heftigem Lachen verrutscht sei. Beim Lesen dieser Zeilen habe er sich nicht selten auch in einem moralischen Dilemma zwischen christlichem Pflichtbewusstsein und haltloser Erheiterung wiedergefunden, bekundet der italienische Priester – an diesem Abend mit auffallend starkem österreichischen Akzent. Ein tiefer Wunsch nach Gerechtigkeit und eine große Charakterstärke seien in diesen Geschichten zu verspüren. Und trotz der Ausgefallenheit und der zeitweise aufflackernden Rohheit seines Handelns attestiert der spätere Patron der Jugend dem jungen Briefeschreiber „eine moralische Richtschnur“, auf der er sich eigenwillig, aber durchaus zielsicher zu bewegen verstehe.
Im Veranstaltungssaal des Salesianums in München bleibt an diesem Festabend anlässlich Don Boscos Gedenktag am 31. Januar kaum ein Auge trocken als der Schauspieler und Sprecher Christian Tramitz sowie Ferdinand Auhser, gebürtiger Wiener und heute Geschäftsführer der Don Bosco Medien GmbH in München, einen fiktiven Briefwechsel zwischen dem späteren Dichter und Schriftsteller Ludwig Thoma (1867-1921), und Johannes Bosco (1815-1888), aus Turin (Italien) stammender Priester, Erzieher, Ordensgründer, vortragen.
Dialog zweier Zeitgenossen
Veranlasst durch die Sorge und das klagende Wort seiner Mutter Katharina Thoma († 1894), gelesen von der Münchner Schauspielerin Julia Dahmen, „beichtet“ der junge Ludwig dem italienischen Priester seine Schandtaten, die später als Thomas Lausbubengeschichten, ebenso realistische wie satirische Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit, bekannt und populär werden.
Der italienische Priester Don Bosco gilt schon zu Lebzeiten als unverbesserlicher Optimist. Ohne eine gehörige Portion Gottvertrauen hätte er es wohl auch kaum auf sich genommen, in Turin bedürftigen Jugendlichen zu helfen, die im beginnenden Industriezeitalter auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben in der Stadt auf der Strecke geblieben waren.
Humorvoll, hintergründig und provozierend geben Tramitz und Auhser in diesem besonderen Dialog der beiden Zeitgenossen einen erheiternden Einblick in das junge und bewegte Leben Ludwig Thomas und lassen die rund 250 geladenen Gäste des Abends eintauchen in diese Welt Don Boscos, die zutiefst geprägt ist von seiner Haltung, dass in jedem jungen Menschen ein guter Kern steckt.
Preisverleihung: Wie Don Bosco. Brücken bauen.
Eine Haltung, die auch Liselotte Kurpanik, Maria Winkelmaier und Johannes „Joe“ Koller auszeichnet. Erstmals werden die drei an diesem Abend mit dem neuen Preis des Campus Don Bosco in München „Wie Don Bosco. Brücken bauen“ geehrt.
Kurpanik und Winkelmaier hätten mit ihrem Engagement in der Pfarrgemeinde St. Wolfgang seit Jahrzehnten in einer tiefen Verbundenheit zu Don Bosco deutliche Spuren hinterlassen, attestiert der Direktor der Salesianer Don Boscos in München, Pater Rainer Reitmaier. Ein Beispiel dafür seien das „Don Bosco Stüberl“ vor der Pfarrkirche, das in den Jahren Liselotte Kurpaniks zweites „Wohnzimmer“ wurde und viele Gruppen beherbergte und umsorgte, oder die Erstkommunionvorbereitung, die Maria Winkelmaier 22 Jahre lang begleitete. Beide Frauen seien zudem seit Jahren für den Aufbau und die Gestaltung der großen Krippe in St. Wolfgang zuständig. Jedes Jahr ziehe es unzählige Kleine wie Große zur Krippe, um mit großen Augen das Weihnachtsgeschehen zu bestaunen.
Ein Gefühl von Zuhause schenken
„Durch sein waches Auge und sein weites Herz“ hat Johannes „Joe“ Koller einen bleibenden Eindruck hinterlassen. 2001 begann er die Arbeit im Salesianum an der Pforte. Und an diesem Ort fand er etwas, was nach Flucht, Unsicherheit und Krankheit kaum zu hoffen war: eine Heimat. Die Menschen auf dem Campus wurden für ihn zur Familie. „Joe Koller es sich zur Aufgabe gemacht, alle Menschen, die hierherkommen, herzlich in Empfang zu nehmen, ja, ihnen hier das Gefühl von Zuhause zu schenken. Ganz im Sinne Don Boscos baut er Brücken, auch dank der sieben Sprachen, die er spricht“, erklärt Jochen Lau, pädagogischer Gesamtleiter des Salesianums, in seiner Laudatio. Gerade für die unbegleiteten geflüchteten Jugendlichen, für die in den ersten Tagen im Haus noch alles fremd ist, sei Koller Ansprechpartner und Vorbild.
Der Campus Don Bosco in München verleiht den Preis „Wie Don Bosco. Brücken bauen. Der Preis des Campus Don Bosco“ in Zukunft jährlich. Ausgezeichnet werden Personen und/oder Institutionen, die in besonderer Weise Brücken bauen und damit Menschen ganz im Sinne Don Boscos zusammenführen. Über die Verleihung entscheidet der Campusrat. Ihm gehören neben dem Direktor der Salesianergemeinschaft in München die Leiterinnen und Leiter der Einrichtungen auf dem Campus Don Bosco an. Die zugehörige Skulptur besteht aus Glas. Darin wurde mit einem Laser das Relief der Don Bosco Statue „Der Seiltänzer“ von Rudolf Kurz verewigt, die 2022 neben der Casa Don Bosco auf dem Campus aufgestellt wurde.
Text: Katharina Hennecke; Fotos: Klaus D. Wolf