Eine Zerreißprobe für die Jugend-Sozialarbeit
Heiligenstadt - Die Villa Lampe bietet eigentlich einen Treffpunkt für die junge Generation. Aufgrund der Pandemie ist die Einrichtung in Heiligenstadt jedoch seit Monaten geschlossen. Das erschwert die Jugendarbeit enorm: In Zeiten von Homeschooling fehlt die Schule als Sozialisationsinstanz, die Schüler sehnen sich nach Kontakten. Salesianerbruder Mike Goldsmits, der auch als Sozialpädagoge in der Villa Lampe arbeitet, betont: „Kinder und Jugendliche brauchen vor allem die Freiheit, ihre Freunde zu treffen und Beziehungen zu pflegen.“ Gerade in der Entwicklungsphase der Pubertät ist der Wunsch nach Freiheit besonders groß. Kontaktbeschränkungen führten hier teilweise zu zerbrochenen Freundschaften oder Wesensveränderungen, so Mike Goldsmits. „Der Schutzraum Schule fehlt.“
Direkte Kontaktaufnahme mit Jugendlichen
Die Sozialarbeiter der Villa Lampe versuchen, den Kontakt zu ihren Schützlingen in der Pandemie so gut wie möglich aufrechtzuerhalten, etwa via Internet. Doch viele Jugendliche sind aufgrund des Onlineunterrichts zunehmend digital erschöpft, ein Erreichen schwierig. Deshalb suchen die Sozialarbeiter den Kontakt direkt: Sie sind draußen unterwegs, sprechen Jugendliche an und wollen ihre Unterstützung signalisieren. „Wir sind da“, so Schulsozialarbeiter Markus Rilli, und „präsenter als sowieso schon“.
Oft würden schon aufmunternde Worte oder ein kurzer Rat reichen, um den Jugendlichen zu helfen. Markus Rilli weiß, wie wichtig ein offenes Ohr in der Corona-Pandemie ist: Eltern befinden sich in Kurzarbeit, Schulabgänger stehen wegen abgesagter Praktika vor fehlenden Perspektiven, der Distanzunterricht führt zu Vermittlungsproblemen – gerade hier muss die Sozialarbeit einiges leisten. „Wir sind vor allem Bindeglied zwischen Schule, Eltern und Schülern.“
Sowohl Markus Rilli als auch Mike Goldsmits hoffen, dass die nächsten Monate etwas mehr Normalität erlauben. So ist im Juli anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Villa eine Feier geplant – die Sozialarbeiter würden sich wünschen, dieses Jubiläum wieder gemeinsam zu begehen.
Text: Veronika Brandlmayer; Foto: Villa Lampe