Ein Jahr Notfallhilfe bei Don Bosco Istanbul
Istanbul - Die Salesianer Don Boscos in Istanbul mussten Mitte März ein bemerkenswertes „Jubiläum“ begehen. Seit inzwischen einem Jahr werden bis zu viermal im Monat die Türen des Don Bosco Youth Centers für die bedürftigen Familien der in der Einrichtung betreuten Kinder und Jugendlichen geöffnet. „Als wir von einem Jahr diese Hilfe begonnen haben, konnten wir noch überhaupt nicht absehen, wie lange und wie sehr es nötig sein wird“, erklärt ein nachdenklicher Pater Jacky Doyen, Direktor der Salesianer in Istanbul. Er steht vor einem großem Sack Reis, den er in kleine Tüten zu je einem Kilo abpackt. Neben ihm schüttet P. Simon Härting Linsen in kleine Verpackungen und erklärt einem Helfer, welche Inhalte ein Lebensmittelpaket beinhalten soll: Nudeln, Öl, Mehl, trockene Bohnen, Gemüse, Tunfisch, Tomatenpüree.
Großzügige Spender unterstützen das Hilfsangebot
Innerhalb eines Jahres wurden so tonnenweise Lebensmittel an hilfesuchende Menschen ausgegeben. Gleichzeitig war es aber auch mit der Unterstützung von großzügigen Spendern möglich, in besonders bedürftigen Fällen Miethilfen auszuzahlen, um drohende Wohnungslosigkeit abzuwenden. Familien mit Kleinkindern erhielten Unterstützung zum Erwerb von Babynahrung, fünf Geburten wurden finanziert und bei besonders schweren Krankheiten wurde ein Anteil der Arzneimittelkosten übernommen. Nach den Erfahrungen der ersten drei Monate wurde das Projekt ergänzt und jeder Besucher bekam nun auch ein Paket Masken und Desinfektionsmittel überreicht. Zu besonderen Anlässen wie Weihnachten oder dem Don-Bosco-Fest gab es Plätzchen oder Gummibärchen.
Stets ein offenes Ohr
Ein wichtiger ganz anderer Baustein innerhalb der Nothilfe waren die Gespräche. Hier wurde über die Krankheit Corona aufgeklärt, die richtige Nutzung von Masken wurde gezeigt und seelsorgliche Gespräche angeboten. P. Jacky Doyen ist sicher, dass hier ganz unterschiedliche Bedürfnisse aufgegriffen wurden: „Wir haben weit mehr gemacht als nur ‚Reis ausgegeben‘, manchmal war es fast noch wichtiger, gemeinsam zu lachen und zu weinen.“ Trotz der anhaltend angespannten Lage der Pandemie in Istanbul wurde das Projekt nie unterbrochen. Über lange Zeit war es neben der Gefängnisseelsorge das einzige funktionierende Sozialprojekt der katholischen Kirche in der Metropole am Bosporus. Hygienische Standards und Terminvergabe ermöglichten eine sichere und gleichzeitig auch regelmäßige Nothilfe. Inzwischen steigen die Zahlen der Pandemie auch in Istanbul wieder rasant, so wurden die meisten anderen Hilfsangebote der Kirche wieder geschlossen. „Wir sehen keinen Grund, unserer Türen gerade jetzt zu schließen, wo die Not wieder zunimmt“, erläutert Projektkoordinator P. Simon Härting und ergänzt: „Unserer Familien brauchen uns – und zwar jetzt!“
P. Simon Härting