Hoffen auf die Zeit nach dem Lockdown
Ensdorf – Erschreckende Leere herrscht seit über einem Jahr im Bildungshaus des Klosters Ensdorf. Seit mehrtägige Schul- und Klassenfahrten wegen der Corona-Pandemie verboten wurden, ist in der Jugendbildungsstätte kaum mehr Betrieb möglich. Welche Folgen das für die Einrichtung, aber auch für die Kinder und Jugendlichen aus der Region hat, war Thema beim Besuch des Provinzials der Salesianer Don Boscos in Deutschland, Pater Reinhard Gesing, von 3. bis 7. Mai im Kloster Ensdorf.
Es ist still und leer in den Räumen des Bildungshauses. Im großen Spielesaal, wo Billardtisch, Kicker und Tischtennisplatte bereitstehen, ist das ganz besonders zu spüren. Es fehlt das Leben. Es fehlen die Kinder. „Normalerweise toben hier unter der Woche die Schüler aus mehreren Klassen gleichzeitig herum“, sagt Daniel Neuburger, der Leiter des Bildungshauses, beim Rundgang über das Gelände und ergänzt mit einem wehmütigen Lächeln: „Zumindest haben mir das meine Kollegen erzählt.“ Er selbst ist zwar seit rund 250 Tagen im Amt – hat das normale Leben in der Einrichtung aber noch nie kennen gelernt.
Corona konforme Alternativen im Angebot
Als er im September 2020 die Stelle antrat, hatte Corona den Betrieb schon seit einem halben Jahr lahmgelegt. Die Mitarbeiter mussten in Kurzarbeit gehen. Die verbleibende Arbeitszeit haben sie genutzt, viel zu renovieren und neu zu gestalten. Der Spielesaal etwa wurde mit selbst gebauten Palettenmöbeln ausgestattet, die Wände frisch gestrichen und mit Graffiti verziert. Auch viele andere Räume bekamen einen moderneren Look und die Außenanlagen wurden erneuert.
Außerdem haben sich Daniel Neuburger und sein Team Corona konforme Alternativen zu den klassischen Angeboten von Tagen der Orientierung oder Öko-Erlebnis-Tagen ausgedacht. Im vergangenen Herbst waren eintägige Angebote für Schulen noch möglich. Auch online-Veranstaltungen sind neu im Programm. Genutzt werden sie vor allem von Gruppen aus Pfarreien – etwa zur Vorbereitung von Erstkommunionkindern und Firmlingen auf ihr großes Fest. „Allerdings können online-Angebote das echte Miteinander, das Kinder und Jugendliche bei uns im Bildungshaus normalerweise erleben, nicht wirklich ersetzen“, erklärt Neuburger.
Jugendliche brauchen Begegnung - besonders nach dem Lockdown
Genau hier sieht auch der Provinzial der Salesianer Don Boscos in Deutschland einen großen Verlust: „Die außerschulische Jugendbildungsarbeit ist ein wichtiger Baustein in der Persönlichkeitsentwicklung junger Menschen und sie braucht Orte wie das Bildungshaus im Kloster Ensdorf“, erklärt Pater Reinhard Gesing. Begegnungen ermöglichen, Räume schaffen, in denen Jugendliche sich selbst und ihre Mitschüler besser kennen lernen und über Gott und die Welt diskutieren können – das sind die Aufgaben des Bildungshauses. Und sie werden in der Zeit nach Corona vermutlich mehr denn je gebraucht, wenn sich soziale und psychische Folgen des Lockdowns bei jungen Menschen bemerkbar machen. Das Bildungshaus bis dahin nahezu ohne Einnahmen am Leben zu erhalten, ist keine leichte Aufgabe für den Orden, denn es gibt von Seiten der Politik kaum Rettungsschirme, die auf eine Einrichtung wie das Bildungshaus im Kloster Ensdorf zugeschnitten sind.
Leiter Daniel Neuburger denkt trotzdem positiv: „Ich hoffe, dass wir wenigstens die geplante Ferienbetreuung während der Pfingstferien tatsächlich anbieten können – und dass spätestens zum neuen Schuljahr im Herbst wieder Leben einziehen kann.“
Text: Claudia Klinger
Foto: Jürgen Zach