Salesianer Don Boscos verkaufen „Gut Calhorn“
München/Calhorn – Sechs Monate nach der offiziellen Schließung der Jugendbildungsstätte „Haus Don Bosco“ in Calhorn (Essen/Oldenburg, Niedersachsen) und der Aufgabe ihrer dortigen Ordensniederlassung zum 31. Juli 2020 haben die Salesianer Don Boscos und die hiesige Volksbank Essen-Cappeln eG Einigung über den Kauf von Immobilie und Grundstück an der Bartmannsholter Straße am Ortsrand von Essen-Oldenburg erzielt. Das heimische Geldinstitut wird die Räumlichkeiten nach eigenem Bekunden nach einer Renovierung teilweise für eigene Zwecke nutzen und die Liegenschaft insgesamt weiterentwickeln. Derzeit werden die üblichen Formalitäten des Kaufes abgewickelt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart; er lag in der erwarteten Größenordnung.
Pater Stefan Stöhr SDB, Provinzökonom der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos, zeigte sich mit der nun gefundenen Lösung zufrieden: „Trotz unseres für uns sehr schmerzhaften Rückzugs im vergangenen Jahr sind die Salesianer Don Boscos den Menschen vor Ort noch immer eng verbunden. Deshalb war es uns wichtig, einen Käufer zu finden, der nah an den Bedürfnissen der Menschen vor Ort ist und wirtschaftliche Interessen mit gesellschaftlich und sozial verantwortlichem Handeln verbindet. Diese Voraussetzungen sehen wir mit dem Kauf durch die Volksbank Essen-Cappeln, einer Genossenschaftsbank, bestens erfüllt.“
Rückblick auf die Geschichte des Hauses
Mit dem Verkauf schließe sich – geschichtlich betrachtet – auch ein kleiner Kreis, so Stöhr, war das ehemalige „Gut Calhorn“ doch schon einmal im Besitz einer Genossenschaft: „1928 veräußerte der letzte Besitzer, ein Kaufmann namens Linnemann aus Ahlen, das mittelalterliche Gut an die Genossenschaftsbank oldenburgischer Kleinlandwirte“, zitiert Stöhr aus der ordenseigenen Chronik. In 18 Siedlerstellen zu je neun Familien war der Besitz damals aufgeteilt worden. Da die Siedlerfamilien sehr kinderreich waren, erbaute man 1930/31 eine einklassige Volksschule, die durchschnittlich 59 Kinder besuchten. Als die Kinderzahl wuchs, wurde durch einen Anbau Platz für eine zweite Klasse geschaffen. Erst im Zuge der Neuorganisation des Schulwesens in Niedersachsen wurde die Grundschule von Calhorn 1970 aufgelöst und ging 1971, also vor genau 50 Jahren, in den Besitz der Salesianer Don Boscos über.
Seit 1974 waren Ordensmitglieder in der Jugendbildungsstätte Haus Don Bosco, in der Pfarrseelsorge und in weiteren Seelsorgsangeboten und -aushilfen in vielen Gemeinden im Bischöflich Münsterschen Offizialat und darüber hinaus – zuletzt in den Pfarreien St. Bartholomäus Essen und St. Petrus Lastrup – tätig.
Verbundenheit mit dem Ort
Ihr Rückzug aufgrund der personellen Situation der Ordensgemeinschaft und des zahlenmäßig starken Rückgangs an Berufungen bedeutete im vergangenen Jahr einen schmerzlichen Einschnitt. Um die Einrichtung zukunftsfähig zu erhalten und heutigen Standards einer Jugendbildungsstätte gerecht zu werden, wäre in den nächsten Jahren zudem mit einem erheblichen Investitionsaufwand zu rechnen gewesen, der seitens der Einrichtung und des Trägers nicht zu stemmen gewesen wäre (siehe dazu).
Dankbar zeigt sich die Ordensgemeinschaft für die heute noch große Wertschätzung vieler Menschen in Calhorn, in Bevern, in der Gemeinde Essen und in der Region und für alle Verbundenheit und Unterstützung in der Seelsorge im Bistum Münster und im Offizialat Vechta in all den Jahren. „Wir fühlen uns den Menschen vor Ort sehr verbunden und hoffen, dass unser salesianisches Anliegen, junge Menschen zu begleiten, ihnen Angebote für ihre spirituelle Bildung zu machen und mit ihnen gemeinsam Perspektiven für ihre Zukunft zu entwickeln, in der Region auch weiter präsent und lebendig bleibt“, so Pater Stefan Stöhr. Ein erster Schritt dazu ist getan: Das traditionelle Pfingstfestival wird nach dem coronabedingten Ausfall im vergangenen Jahr in diesem Jahr auf dem Gelände des Jugendklosters Ahmsen fortgeführt. Auch die Salesianer Don Boscos sind daran beteiligt. Die geplante Abschiedsfeier der Salesianer musste leider coronabedingt ein zweites Mal verschoben werden.
Text und Foto: RefÖA