Salesianer gedenken ihres Ordensgründers: „Sein Ansatz war schon damals revolutionär“
Immer am 31. Januar feiern die Salesianer Don Boscos ihren Ordensgründer, den heiligen Johannes Bosco. Der Tag gibt auch Anlass dazu, sich auf Don Bosco zu besinnen. Auch in schwierigen Zeiten ist er für das eingetreten, was ihm am Herzen lag. Bis heute tragen die Salesianer seine „Pädagogik der Vorsorge“ weiter.
Der Journalist Willi Witte vom Münchner Kirchenradio hat sich darüber mit Pater Alfons Friedrich unterhalten.
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Pater Alfons Friedrich:
„Dasein für Kinder und Jugendliche in unterschiedlichsten Formen. Natürlich ist das der Bildungsbereich, aber es ist auch der Bereich des Wohnens, des Begleitens, der Unterstützung von jungen Menschen, die in sehr prekären Situationen sind, die straffällig geworden sind, die im Prozess einer Resozialisierung stehen. Sie zu unterstützen und sie mit vielen, vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dann auch zu begleiten – das ist heute unsere Aufgabe in Deutschland und den 133 Ländern.“
Die Berufung, für Kinder und Jugendliche in schwierigen sozialen Verhältnissen da zu sein, spürte der italienische Priester Don Bosco in den 1850er Jahren. Sein Ansatz war für diese Zeit revolutionär, erklärt Salesianerpater Alfons Friedrich:
„Es war einfach damals nicht angesagt, dass sich ein Priester mit Kindern und Jugendlichen abgibt. Und das spickte sich auch wieder in den ersten Reaktionen vieler seiner Mitbrüder, die ihn einfach für gestört hielten, für ver-rückt. Ich glaube, das drückt es aber auch genau aus (schmunzelt). Er war verrückt von dieser Norm, dass ein Priestertum sich primär auf liturgische Dienste oder ähnliches beschränkt. Er war davon überzeugt, dass Seelsorge einfach „Mitgehen“ heißt.“
Dieses Dasein für Heranwachsende war eigentlich als Laiengemeinschaft gedacht, aber schließlich entschied sich Don Bosco doch für einen Orden. Den Namen Salesianer gab dieser Gemeinschaft ein großes Vorbild Don Boscos – der heilige Franz von Sales.
Pater Alfons Friedrich:
„Franz von Sales, der damals versucht hat, diese Liebe Gottes zu den Menschen wieder neu zu beleben, in einer sehr strikten und resoluten Umgebung. Da stellte er diese Güte und Liebe Gottes in den Vordergrund. Und das ist sozusagen der Schlüssel, den wir auch bei Don Bosco finden: Einem jungen Menschen mit Liebe und Güte zu begegnen, denn davon war Don Bosco überzeugt. In jedem jungen Menschen steckt ein guter Kern.“
Diese Menschenfreundlichkeit hat nichts mit einer abgeschotteten Gemeinschaft hinter Klostermauern zu tun, erklärt Pater Friedrich:
„Das spiegelte sich ja auch darin wieder, dass er seinen Mitbrüdern kein Ordensgewand empfahl, sondern sein Ordensgewand waren die hochgekrempelten Ärmel (schmunzelt). Und seine Empfehlung war immer: Unsere Arbeit ist Gebet und unser Gebet ist Arbeit. Das Leben eines Salesianers sollte sich eben dem Leben des Jugendlichen anpassen, sich an seinen Gewohnheiten orientieren. Das bedeutet, ihre Kultur zu verstehen, ihre Musik zu begreifen, ihre Worte anzuerkennen. Und darin liegt die große Herausforderung und auch die große Bedeutung, die Don Bosco hat, einfach als überzeugter Hirte bei denen zu sein, die ihn brauchen.“
In ihrer pädagogischen Arbeit haben die Salesianer dabei ein grundlegendes Prinzip entwickelt, das sogenannte „pädagogische Präventivsystem“.
Pater Alfons Friedrich:
„Mal ganz einfach ausgedrückt, wenn das Kind erst in den Brunnen gefallen ist, ist es immer schwerer, es wieder herauszuholen als es davor zu bewahren. Und das war die Idee: Ich unterstütze jeden Menschen, mit dem ich zusammen bin, um ihm so Leitplanken zu geben. Glaube war das: Vernunft, Religion, Güte, Liebe, Zuwendungsformen in unterschiedlichster Art, damit ich sehe, ich bin anerkannt.“
Pater Friedrich und die Salesianer lassen sich also ganz auf die jungen Menschen ein und das hält auch den Orden und seine Mitglieder jung.
Interview/Radiobeitrag: Müncher Kirchenradio
Transkribtion: RefÖA/ED