Schnelle Hilfe für junge Menschen in Wohnungsnot

Veröffentlicht am: 13. Juli 2021

In Regensburg eine Wohnung zu finden ist schwer. Besonders, wenn man jung ist, als Schüler oder Azubi nicht viel verdient und keine Eltern als Bürgen für die Miete hat. So wie Lukas*, der gerade seinen Schulabschluss macht, bereits volljährig ist und von seinen Eltern im Streit vor die Tür gesetzt wurde. Oder Sara*, die als Jugendliche ohne Eltern nach Deutschland kam, eine Ausbildung macht und bislang in einer betreuten Jugendwohngruppe gelebt hat, für die sie aber jetzt zu alt ist.

„Es gibt immer wieder junge Erwachsene, die ihre Wohnung verlieren und auf dem freien Wohnungsmarkt keine Chance haben, eine neue zu finden – schon gar nicht auf die Schnelle“, erklärt Annerose Raith, Leiterin des Amtes für kommunale Jugendarbeit. Besonders betroffen sind junge Leute mit Migrationshintergrund oder aus prekären Familienverhältnissen. Wenn sie ihre Wohnung verlieren, steht auch ihre schulische oder berufliche Ausbildung auf der Kippe: Denn ohne feste Wohnanschrift gibt es oft keinen Ausbildungsvertrag. Und ohne sicheren Platz zum Leben und Lernen fällt es schwer, sich auf Schule oder Abschlussprüfungen zu konzentrieren. 

Übergangslösung für akute Notsituationen

Vor rund einem Jahr hat die Stadt Regensburg deshalb in Kooperation mit dem Don Bosco Zentrum eine offene Wohngruppe für junge Erwachsene zwischen 18 und 27 Jahren im „Menschen-in-Not“-Schutzhaus im Bürgerstift St. Michael eingerichtet. Fünf Zimmer stehen hier für junge Menschen in Ausbildung wie Lukas oder Sara bereit. Jedes hat ein eigenes kleines Bad. Küche und Wohnzimmer teilen sich die Bewohner*innen wie in einer WG. Und im Offenen Jugendtreff des Don Bosco Zentrums finden sie in nächster Nähe Freizeit- und Beratungsangebote.

Von dort erhalten sie auch regelmäßig Besuch: Sozialpädagoge Dirk Seidel vom Don Bosco Zentrum hilft vor allem beim Ausfüllen von Anträgen, bei Behördengängen – und bei der Suche nach einer dauerhaften eigenen Wohnung. Denn die offene Wohngruppe ist nur als Übergangslösung gedacht – als kurzfristige Hilfe in einer akuten Situation von Wohnungsnot. „Die jungen Leute, die bei uns unterkommen, haben keinen großen Hilfebedarf. Sie können und sollen durchaus selbstständig leben“, erklärt Seidel. Beim Einzug in die Wohngruppe unterschreiben sie einen Vertrag, der Mitwirkungspflichten beinhaltet: das Räume sauber zu halten etwa, die Regeln der Hausordnung zu achten und regelmäßig Miete zu zahlen – aber eben eine, die dem Ausbildungsgehalt angemessen ist.  

„Sie brauchen die Sicherheit einer festen Wohnadresse.“

„Unser Ziel ist es, zu verhindern, dass junge Menschen ihre Ausbildung abbrechen oder ohne Abschluss von der Schule gehen, nur weil sie keine Wohnung mehr haben“, betont Marianne Graml, Abteilungsleiterin für Jugendsozialarbeit, die das Projekt von Seiten der Stadt Regensburg betreut. „Dafür brauchen sie die Sicherheit einer festen Wohnadresse. Nach spätestens zehn bis zwölf Monaten sollen sie möglichst in eine eigene Wohnung umgezogen sein.“ 

Die Bilanz nach gut einem Jahr zeigt, dass die Idee funktioniert. Mehrere ehemalige Bewohner*innen der offenen Wohngruppe haben mittlerweile etwas Eigenes gefunden. Doch Bedarf besteht weiterhin – denn nach wie vor gibt es in Regensburg junge Menschen, deren Zukunft auf der Kippe steht, weil sie keine Wohnung finden. 

*Namen geändert

Text und Foto: Claudia Klinger

Auf dem Bild zu sehen sind Marianne Graml und Annerose Raith vom Amt für kommunale Jugendarbeit sowie Dirk Seidel und Teresa Bauer vom Don Bosco Zentrum vor dem Eingang zum „Menschen-in-Not“-Schutzhaus (von links).