„Unsere Partnerschaft ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte“

Veröffentlicht am: 23. November 2021

München/Benediktbeuern - In diesem Jahr begeht die Katholische Stiftungshochschule München (KSH) ihr 50-jähriges Jubiläum. Anlässlich des runden Geburtstags hat Sybille Thiede, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit der KSH, Pater Reinhard Gesing zum Interview für den Jubiläumskalender getroffen. Pater Gesing lebte viele Jahre in Benediktbeuern und war, kurz vor seinem Wechsel in das Amt als Provinzial, Klosterdirektor. Er hat die Entwicklung der Hochschule in den vergangenen Jahren nicht nur miterlebt, sondern auch unterstützend mitgeprägt.

Sehr geehrter Herr Provinzial, unsere Hochschule wird 50 Jahre alt. Das ist sehr wenig im Vergleich zu einem jahrtausendalten Kloster, dennoch stellt sich uns die Frage, welchen Einfluss die Hochschule bereits auf die Standortentwicklung des Klosters Benediktbeuern genommen hat?

P. Reinhard Gesing: Der Benediktbeurer Campus der Katholischen Stiftungshochschule München hat heute über 500 Studentinnen und Studenten, 19 Dozentinnen und Dozenten und 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Verwaltung und Wissenschaft. Diese prägen das Kloster Benediktbeuern als ‚Kloster mit der Jugend und für die Jugend‘ schon im äußeren Erscheinungsbild ganz stark mit und geben ihm ein jugendliches Antlitz. Durch einen stetig wachsenden Raumbedarf erfüllt die Hochschule zudem weite Teile des Klosters mit Leben, die sonst vielleicht leer stünden oder anderweitig vermietet werden müssten. So leistet die KSH ihren Beitrag zur Wirtschaftlichkeit des Klosters. Aber viel wichtiger ist: Im Aktionszentrum, im Zentrum für Umwelt und Kultur, in der Jugendherberge und im Don-Bosco-Club sowie im Jugendpastoralinstitut arbeiten eine ganze Reihe von Studierenden und Absolventen der Hochschule mit und tragen so ganz entscheidend dazu bei, dass diese in ihren pädagogisch-pastoralen Angeboten am Puls der Zeit bleiben und auf die jungen Menschen von heute ausgerichtet sind. Und natürlich hat die Hochschule auch dazu beigetragen, dass der Name Benediktbeuern in ganz Deutschland einen guten Klang hat und nicht nur als schöner Urlaubs- und Ferienort bekannt geworden ist, sondern auch als Ort der humanwissenschaftlichen und der theologischen Bildung.

Warum ist es wichtig, dass die Hochschule und die Salesianer Don Boscos zusammenarbeiten und wo sehen Sie das gemeinsame Potenzial?

Die nunmehr 50-jährige Partnerschaft von Hochschule und Ordensgemeinschaft stellt für mich eine einzigartige Erfolgsgeschichte dar. Aus meiner Sicht ist die gute Zusammenarbeit aber auch in Zukunft für beide Seiten entscheidend. Die Hochschule verdankt ihren guten Ruf und die gute Studienatmosphäre ja auch dem besonderen Umfeld einer barocken Klosteranlage in einer wunderschönen Landschaft, die für viele Studierende und Lehrende sehr attraktiv ist. In den oben schon genannten pädagogischen Einrichtungen des Klosters finden die Studierenden vielfältige Möglichkeiten, erste berufliche Erfahrungen in der praktischen Arbeit mit jungen Menschen zu sammeln und sich in ihren Fähigkeiten auszuprobieren. Seitens der Ordensgemeinschaft tun wir das Unsere, im Kloster ein geistliches Klima zu schaffen und zu helfen, dass die Studierenden, die das wollen, sozial integriert sind und seelsorglich begleitet werden. Damit unterstützen wir das Anliegen der Hochschule, den jungen Leuten eine ganzheitliche Bildung zu ermöglichen. Umgekehrt ist die Zukunft des Klosters Benediktbeuern als ‚Kloster der Jugend‘ sehr stark mit der guten Entwicklung der Hochschule verbunden. Für mich wäre die Zukunft des Klosters ohne die Hochschule nur schwer vorstellbar. Wir sind z. B. sehr dankbar, dass die Hochschule in Nachfolge für unsere 2013 geschlossene Philosophisch-Theologische Hochschule (PTH) den Bachelorstudiengang Religionspädagogik und kirchliche Bildungsarbeit eingeführt hat, der sich großer Beliebtheit erfreut.

Wie sehen Sie als Provinzial und Mitglied des Stiftungsrates die Gesamtentwicklung der Hochschule?

Die Hochschule erfahre ich an ihren beiden Standorten am Puls der Zeit und von einer großen Dynamik geprägt. Gewiss ist in den letzten Jahren der Konkurrenzdruck durch andere Hochschulen – gerade auch in der Region – gestiegen. Doch die KSH strebt danach, den Studentinnen und Studenten ein aktuelles Studium anzubieten, das sie für die heutigen Bedarfe in Kirche und Gesellschaft ausbildet. Sie tut das mit einer hervorragenden Qualität der Wissenschaft und der Lehre und in einem familiären menschennahen Stil, in dem sich die Studierenden wertgeschätzt und gefördert erfahren. Das sind ihre besonderen Stärken. Darum mache ich mir um ihre gute Zukunft keinerlei Sorgen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Interview: Sybille Thiede, Katholische Stiftungshochschule München; Fotos: KSH München/ Jens Bruchhaus; Portrait: Klaus D. Wolf

Die KSH München ging im Oktober 1971 aus vier höheren Fachschulen für Sozialarbeit und Sozialpädagogik hervor, von denen die erste vor mehr als hundert Jahren gegründet wurde. In diesen 50 Jahren ihres Bestehens hat sich die Hochschule stetig weiterentwickelt: Heute zählen neben Studium und Lehre auch Forschung und Transfer zu ihren Kernaufgaben; in ihrer Spezialisierung auf soziale, pädagogische, pflegerische und Gesundheitsberufe ist sie eine der größten und renommiertesten Profilhochschulen in ganz Deutschland. Der Hochschulstandort Benediktbeuern ist aus der „Höheren Fachschule der Sozialpädagogik der Salesianer Don Boscos“ hervorgegangen, die 1968 gegründet wurde. Die Salesianer Don Boscos sind in diesem Sinne Mitbegründer der Hochschule. Der Orden ist seit jeher ein besonderer Partner und Unterstützer der KSH München, sei es im Kloster Benediktbeuern oder in der Nachbarschaft mit dem Campus Don Bosco in München.

Zur Feier des Jubiläums hat die KSH einen Kalender mit 50 Türchen auf ihrer Homepage eingerichtet. Nach dem Motto „50 Jahre KSH München – 50 Einblicke“ öffnet sich seit Oktober täglich ein Blatt. Dahinter verbergen sich etwa Videos, Interviews oder Collagen.