Wichtiger Schritt im Seligsprechungsverfahren von P. Rudolf Lunkenbein

Veröffentlicht am: 11. Dezember 2024

München/Vatikan – Das Seligsprechungsverfahren der beiden Diener Gottes Pater Rudolf Lunkenbein (SDB) und Simão Bororo kommt voran: Am 28. November 2024 wurde die sogenannte „Positio super martyrio“ an das Dikasterium für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse im Vatikan übergeben. Die Positio ist eine umfangreiche Dokumentation, die das vorbild- und tugendhafte Leben und das Martyrium der jeweiligen Person mit allen relevanten Zeugnissen belegt. „Ich freue mich über diesen äußerst wichtigen Schritt im Seligsprechungsverfahren“, erklärt Pater Reinhard Gesing, Provinzial der Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos. „Das Zeugnis und die Botschaft von Pater Lunkenbein und seinem Freund Simão sind brennend aktuell.“

Gestorben im Einsatz für die Rechte der Bororo

Pater Rudolf Lunkenbein – geboren am 1. April 1939 in Döringstadt bei Bamberg – lebte seit den 1960er-Jahren als Salesianermissionar im brasilianischen Mato Grosso und setzte sich für die Rechte des Volkes der Bororo ein. Er und der Indigene Simão Bororo wurden deshalb 1976 von weißen Landbesitzern erschossen. Ihr Lebenszeugnis kann auch heute noch, wo mit der Zerstörung des Regenwaldes die Lebensgrundlage der indigenen Völker stark bedroht ist, als mahnende Erinnerung verstanden werden. Denn Umweltschützer, Ureinwohner und ihre Verbündeten bezahlen nicht selten ihren Einsatz für die Rechte indigener Völker mit dem Leben – wie Lunkenbein und Simão Bororo vor mehr als 40 Jahren.

Pater Rudolf Lunkenbein unterstützte das indigene Volk der Bororo in ihrem Kampf gegen weiße Landbesitzer.

Pater Rudolf Lunkenbein unterstützte das indigene Volk der Bororo in ihrem Kampf gegen weiße Landbesitzer. 

Vatikan entscheidet auf Basis der Positio über Seligsprechung

„Es ist sehr befruchtend und inspirierend, sich selbst mit Pater Lunkenbein und seinem Zeugnis zu beschäftigen“, bekräftigt Pater Reinhard Gesing. „Bitten wir den Herrn, dass er durch seinen Heiligen Geist alle erleuchten möge, die die Positio in den kommenden Monaten studieren werden, und dass er den Papst bei seiner finalen Entscheidung führen und leiten möge.“

Wenn das Dikasterium nach dem Prüfungsverfahren der Positio eine Seligsprechung befürwortet und Papst Franziskus diesem Urteilsvorschlag folgt, steht einer Seligsprechung der beiden Diener Gottes Pater Rudolf Lunkenbein und Simão Bororo nichts mehr im Wege. Eine Seligsprechung kann die Vorstufe zu einer Heiligsprechung sein, muss es aber nicht.

Steckbrief von Pater Rudolf Lunkenbein und Simão Bororo

Pater Rudolf Lunkenbein wurde am 1. April 1939 in Döringstadt bei Bamberg geboren. Schon als Schüler lernte er das Leben von Don Bosco kennen und wollte Missionar werden. Er besuchte das Gymnasium „Marianum“ der Salesianer Don Boscos in Buxheim und trat in den Orden ein. Für sein Noviziat ging er nach São Paulo, für sein Theologiestudium kehrte er nach Deutschland zurück und absolvierte es in Benediktbeuern, wo er am 29. Juni 1969 auch zum Priester geweiht wurde. Anschließend zog es ihn wieder nach Meruri.

Pater Rudolf Lunkenbein beteiligte sich an der Gründung des Indigenen-Missionsrates (CIMI), um die Rechte der indigenen Völker auf ein eigenes Territorium zu verteidigen. In den letzten drei Jahren seines Lebens leitete er die Meruri-Mission. Immer wieder bekam er Morddrohungen, setzte seine pastorale Arbeit aber fort. Am 15. Juli 1976 wurde er zusammen mit Simão Bororo von etwa siebzig bewaffneten Siedlern getötet.

Simão Bororo wurde am 28. Oktober 1937 in Meruri (Mato Grosso, Brasilien) geboren. Nach der Grundschule arbeitete er als Diamantenschürfer, wurde aber 1957 eingeladen, eine Gruppe von Missionaren zu begleiten. Er beteiligte sich am Bau der ersten Ziegelhäuser für die Bororo-Familien, wurde Maurer und engagierte sich in der Mission.

Am 15. Juli 1976 wurde er tödlich verwundet, als er versuchte, Pater Rudolf Lunkenbein zu schützen. Er starb noch am selben Tag, vergab jedoch zuvor seinen Angreifern.

Lebensdaten von Pater Rudolf Lunkenbein

01.04.1939      Geburt in Döringstadt bei Ebensfeld/Ofr., Erzbistum Bamberg

01.09.1952      Gymnasium in Buxheim bei Memmingen

Oktober 1958  Aufbruch nach Brasilien/Campo Grande

1959-1960       Noviziat in Pindamonhangaba/São Paulo

31.01.1960      Erste Profess

1960-62           Studium der Philosophie in Campo Grande

1963-65           Praktikum in der Mission in Meruri

10.07.1965      Ewige Profess in Campo Grande

1965-69           Theologiestudium in Benediktbeuern

29.06.1969      Priesterweihe in Benediktbeuern

1969                Rückkehr nach Meruri

ab 1973           Direktor der Gemeinschaft und Leiter der Mission in Meruri

15.07.1976      Ermordung in Meruri durch weiße Siedler

31.01.2018      Beginn des diözesanen Seligsprechungsprozesses

Text: RefÖA/Nicole Stroth; Fotos: SDB