Thomas Zintl - Don Bosco Zentrum Regensburg: „Raum für Selbstreflexion"
„Jeder Tag, den ein Jugendlicher bei uns ist, kann hilfreich sein. Meist kommen sie im Alter von 16 oder 17 Jahren zu uns in die „Offene stationäre Jugendhilfe“. Was nach einem Widerspruch klingt, ist unser Weg, mit vom System schwer enttäuschten und benachteiligten Jugendlichen eine Perspektive zu entwickeln.
Die jungen Menschen, die zu uns kommen, haben meist ein negatives Selbstbild, das sich durch immer wiederkehrende Ablehnung verfestigt hat. Häufig waren sie schon in jungem Alter viel auf sich alleine gestellt und hatten mit existenziellen Problemen zu kämpfen: Ist morgens Essen im Kühlschrank? Was passiert, wenn ich nachhause komme? Hilfsangebote empfinden sie meist als manipulativ.
Diese Jugendlichen lernen oft nur durch eigene Erfahrungen und weniger über Belehrungen oder Tipps von pädagogischen Fachkräften. Durch eine höfliche, faire und transparente Umgebung schaffen wir einen Rahmen, in dem sie sich entfalten und durch eigene Erkenntnis Verhaltensweisen anpassen können, die ihnen und anderen helfen oder schaden. Dabei geht es uns darum, was der junge Mensch braucht, um in dieser Gesellschaft zurechtzukommen. Der oder die Jugendliche steht im Mittelpunkt.
Mit 15 Jahren kam Paul* zu uns. Eigentlich sollte er in therapeutische Einrichtungen. Doch er konnte mit den dort vorgegebenen starren Regelsystemen nicht umgehen. Im offenen Rahmen der Jugendhilfe im Don Bosco Zentrum Regensburg legte er nach und nach seinen Widerstand gegen Hilfsangebote ab. Noch heute haben wir eine gute Verbindung zu Paul, der später eine Ausbildung machte und heute als Abteilungsleiter arbeitet.
Pauls Beispiel zeigt: Wir müssen diesen jungen Menschen keine Fähigkeiten beibringen. Wir müssen ihnen den Raum geben, einen Sinn für sich und Ihre Lebenssituation in Veränderung zu entdecken.“
Thomas Zintl
Einrichtungsleiter des Don Bosco Zentrums Regensburg
* Name geändert