Schwester Margrit Tielmann FMA: „Die größte Not ist die soziale Verkümmerung“
Schwester Margrit Tielmann FMA, 62, legte 1977 ihre Erste Profess als Don-Bosco-Schwester ab. Heute leitet sie die Kindertageseinrichtung und das Familienzentrum Don Bosco in Gelsenkirchen-Scholven.
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"Seit ich 1961 zum ersten Mal mit Don Bosco in Berührung kam, faszinierte mich an ihm sein Da-Sein unter den Kindern und Jugendlichen, wie er die Haltung des Guten Hirten verinnerlicht hat und folglich die Schriftstelle: ‚Er stellte ein Kind in ihre Mitte‘ (Mk 9,36). Dieses Schriftwort hat mich in meiner Arbeit als Erzieherin in meinen verschiedenen Tätigkeitsfeldern immer begleitet. Mein Bemühen war und ist es, die Kinder, die jungen Menschen in ihrer Einmaligkeit zu sehen und alles mir Mögliche im Alltag für sie zu mobilisieren.
Dabei sehe ich meine Arbeit nicht als Job oder Tätigkeit an, in der ich als Angestellte eine bestimmte Leistung erbringe. Ich bin hier im Stadtteil aufgewachsen und kenne die Problematiken, die hier herrschen, sehr gut. Der Anteil der Kinder, die in einer unvollständigen Familiensituation leben, ist sehr hoch, das Einkommen zum Teil sehr gering, viele Menschen sind von Sozialleistungen abhängig.
Die größte Notlage unserer Kinder und jungen Menschen sehe ich in der Verkümmerung und in nicht mehr vorhandenen Bindungen. Handys, Spielkonsolen, Computer und andere elektronische Medien beherrschen schon die jüngsten Kinder. Emotionale, soziale Kontakte sind verkümmert, nicht vorhanden, müssen wir oft mühsam neu herstellen. Dagegen zu wirken gelingt nur im Team.
2009 haben wir uns als Familienzentrum NRW zertifiziert. Familienzentrum sein heißt: Kooperationen mit anderen Institutionen wie Caritas, Familienbildungsstätten, Frühförderstellen, Therapeuten wie Logopädie, Ergotherapie, Physiotherapie sowie Vernetzung und Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und Behörden – parallel zur Arbeit im Kindergarten. Die Angebote der Kooperationspartner wie der Miniclub und das ‚Cafe Pause mit Sozialberatung‘ sind offen für den Stadtteil und finden zu den Öffnungszeiten des Kindergartens statt. Das bedeutet für die Familien keine zusätzlichen Wege für therapeutische Maßnahmen und für das Kind eine gewohnte Umgebung. Das Kind steht im Mittelpunkt unserer Arbeit!“
Foto: Sr. Birgit Baier
Die verlinkten Audio-Dateien wurden von Sprecherinnen und Sprechern des St. Michaelsbunds, München, eingesprochen.