Interview Monika Hitzek
Nicht jede Investition lässt sich mit Zahlen berechnen
Das IT-Projektmanagement, das war mein berufliches Leben. Dies bedeutete Termine exakt einhalten, Projekte planen, bei denen vorher schon errechnet
wurde, wie viele Arbeitsplätze man nach der Umsetzung einsparen kann. Dies bedeutete Meetings, in denen keine persönlichen Fragen aufkamen, sondern in denen sehr ergebnisorientiert besprochen wurde, sodass man, wenn möglich, ein paar Minuten eher an den Arbeitsplatz zurückkam, um weiter zu arbeiten. Es war eine großartige Zeit mit vielen Möglichkeiten an einem supermodernen Arbeitsplatz. Trotzdem stellte ich mir irgendwann die Frage: „Ist es das, was du wirklich bis zu deinem Lebensende machen willst? Ist das die Arbeit, die dir Freude bereitet?“
Die Antworten darauf führten mich zum 1. April 2017 geradewegs in die Verwaltung des Don Bosco Zentrums in Regensburg. Bei Weitem nicht so schick und edel wie in der Versicherung. Aber, das habe ich sofort gemerkt: menschlich und persönlich. Und es ist nicht alles am Profit ausgerichtet, sondern an den Bedürfnissen der Mitarbeiter und der Jugendlichen. Es gibt viele Anschaffungen, die ich als Zahlenmensch und als Verwaltungsleiterin ablehnen würde, weil sie sich nicht rechnen. Aber mittlerweile kommt bei den Überlegungen sofort der Gedanke Don Boscos durch, dass jeder Jugendliche eine Chance verdient hat. Manches muss man tun, auch wenn es sich in Zahlen nicht oder nicht sofort rechnet. Denn das soll bei uns nicht ausschließlich der Maßstab sein. Es muss sich als Investition in die Zukunft des Jugendlichen rechnen. Trotzdem müssen die Planungen für mich als BWLerin irgendwie abbildbar sein.
Sehr oft wird das im Leitungsteam deutlich, in dem sehr ausführlich über die Investitionen, Ausgaben und auch Einnahmen diskutiert wird. Hier werden immer wieder laut und deutlich die Fragen gestellt: „Wie hätte hier Don Bosco entschieden?“, „Was bedeutet es für uns, in diesem Fall im Sinne Don Boscos zu entscheiden und nicht nur nach finanziellen Gesichtspunkten?“ Schwierig wird es für mich, wenn Jugendliche sehr forsch oder vielleicht auch einmal unfreundlich auftreten. Da muss ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufen, dass es die Jugendlichen vielleicht nicht anders gelernt haben oder ihre Emotionen noch nicht so gut im Griff haben. Aber inzwischen weiß ich, dass man bei den jungen Menschen nur eine Änderung herbeiführt, indem man ihnen mit Respekt begegnet.
Vor ein paar Tagen war im Wohnbereich das WLAN ausgefallen. Der Super-Gau für die Jugendlichen. Entsprechend aufgebracht kam dann auch eine Bewohnerin – natürlich, ohne anzuklopfen – zu mir ins Büro und hat mir in einer sehr deutlichen Wortwahl zu verstehen gegeben, was sie davon hält, dass sie gerade keinen Zugang zum Internet hat. Ein erster Reflex von mir war, zur Tür zu deuten und „RAUS!“ zu rufen. Diesen Reflex konnte ich unterdrücken. Dann kam mir wieder in den Sinn, dass Don Bosco so sicherlich nicht gehandelt hätte. Also habe ich die Jugendliche einfach nach ihrem Namen gefragt. Sie verriet ihn mir – und fast augenblicklich endete damit auch ihre Schimpftirade. Sie und ich konnten daraufhin ein einigermaßen sachliches Gespräch über das WLAN im Haus führen. Dieses funktionierte leider erst am Nachmittag wieder. Aber es war auch für mich schön zu sehen, dass die Pädagogik Don Boscos wirkt! Vielleicht möchte man es nicht vermuten, aber auch in der Verwaltung ist es wichtig, nach der Pädagogik Don Boscos zu handeln.
Monika Hitzek
Alter: 39 Jahre
Einrichtung: Regensburg
Zur Person: Monika Hitzek hat fast 20 Jahre in einer Versicherung gearbeitet, bevor sie am 01.04.2017 in die Verwaltung des Don Bosco Zentrums in Regensburg wechselte. Zum 15.08.2017 wurde sie zur Verwaltungsleiterin ernannt. Durch ihre Familie kam sie jedoch schon viel früher mit den Salesianern Don Boscos in Berührung. Auch bei der Erziehung ihrer beiden Kinder greife sie auf die Pädagogik Don Boscos zurück.