Interview Thomas Zintl
Es braucht Geduld und Liebe zum Menschen
Jugendarbeit war für mich lange Zeit nur ein Hobby. Berufl ich habe ich als Jugendlicher eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht, ehrenamtlich war ich aber in der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) in meinem Heimatort im Landkreis Amberg-Sulzbach aktiv.
Damals habe ich auch die Salesianer Don Boscos kennengelernt, weil P. Alfons Blüml Jugendseelsorger in unserer Diözese war und als solcher oft bei Sitzungen der KLJB dabei. Was mich damals schon an Don Bosco beeindruckt hat, ist die positive Sicht auf den Menschen: diese Art, ganz ohne Vorurteile auf den Menschen zu schauen und jedem eine Chance zu geben. Ich teile die Überzeugung, dass jeder von Natur aus gut ist, wenn man ihm nur den Raum dazu gibt.
Dieser Optimismus hat meine Sichtweise auf die Welt verändert. Ich bin selber optimistischer geworden. Und als ich 18 oder 19 war, hatte ich auch gleich Gelegenheit, diese Einstellung in der Praxis zu testen. Damals gab es Jugendliche bei uns im Dorf, die sich ziemlich nach rechts entwickelt haben. Ich habe mich dafür eingesetzt, sie weiterhin in unsere KLJB-Gruppenstunden zu integrieren und mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Und das hat tatsächlich Wirkung gezeigt. Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich in die ehrenamtliche Jugendarbeit sehr viel Zeit und Energie investiere und dass ich total gern mit Menschen in Kontakt bin. Auf dem zweiten Bildungsweg habe ich deswegen das Abitur nachgeholt und dann in Benediktbeuern Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Resozialisierung studiert. Nach dem Studium wollte ich verschiedene Einsatzmöglichkeiten kennenlernen. Ich habe als Streetworker gearbeitet, in einer Suchtberatungsstelle für junge Menschen und in einer therapeutischen Wohngruppe.
Seit 2011 bin ich im Don Bosco Zentrum Regensburg tätig. Die größte Herausforderung ist für mich an all meinen Einsatzorten immer die gleiche geblieben: das Zusammenbringen verschiedener Gruppen und Generationen. Ich glaube, es bringt total viel, Menschen Chancen zu geben, ohne Vorurteile aufeinander zuzugehen und den jeweils anderen ein wertschätzen des Umfeld zu bieten. Ich habe oft erlebt, dass dann auch Wertschätzung zurückkommt.
Ich habe in meiner Arbeit aber auch gemerkt, dass es viel Geduld und viel Liebe zum Menschen braucht, um etwas zu bewegen. Natürlich ist es im Alltag nicht immer einfach, beides aufzubringen. Was mir dabei hilft, sind Momente der Besinnung, in denen ich Kraft aus meinem Glauben schöpfen kann – ganz gleich, ob man das jetzt Gebet oder Meditation nennen will. Manchmal setze ich mich dafür in unsere Hauskapelle im Don Bosco Zentrum. Oft fehlt für einen solchen Rückzug aber die Zeit und ich nehme mir zur Zwiesprache mit Gott einfach einen Moment im Alltag: zum Beispiel, wenn ich neben dem Drucker stehe und warte, bis der was ausspuckt.
Was mir außerdem Kraft gibt, ist das gute Gefühl, hier im Don Bosco Zentrum in einer Gemeinschaft Gleichgesinnter zu arbeiten. Ich habe nie bereut, dass ich zuerst eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht habe. Das ist manchmal sehr nützlich. Aber die Arbeit mit Menschen und die vielen schönen Begegnungen, die ich dabei erleben darf, geben mir ein gutes Gefühl der Zufriedenheit.
Thomas Zintl
Alter: 45 Jahre
Einrichtung: Don Bosco Zentrum Regensburg
Zur Person: Thomas Zintl stammt aus Gebenbach im Landkreis Amberg-Sulzbach. Er hat von 1999 bis 2003 in Benediktbeuern Soziale Arbeit studiert und anschließend als Streetworker und in der Suchtberatung gearbeitet. Von 2007 bis 2011 betreute er Jugendliche einer Therapeutischen Wohngruppe im Don Bosco Jugendwerk Bamberg. Dann wechselte er in das Don Bosco Zentrum Regensburg, wo er seit 2017 Einrichtungsleiter ist. Mit Frau und zwei Kindern lebt er in Regensburg.