Landtagspräsidentin Aigner: „Halten Sie Don Bosco und seine Träume hoch“

Veröffentlicht am: 25. Januar 2025

München - Die Präsidentin des Bayerischen Landtags, Ilse Aigner, warb beim traditionellen Festabend des Campus Don Bosco in München für „eine Kultur des Gesprächs miteinander“ in unserer Demokratie. „Don Bosco hat mit sehr viel Liebe auf die Menschen geschaut, in der politischen Landschaft sehe ich aber leider aktuell sehr, sehr viel Hass“, betonte die CSU-Politikerin in ihrer Rede am 24. Januar im Veranstaltungssaal des Salesianums. „Wir müssen das Verbindende suchen, wir müssen uns schlicht und ergreifend zusammentun und wir müssen den Zusammenhalt stärken.“

Es spiele eine große Rolle, wie man miteinander redet, führte Aigner aus. „Man kann sich auch durchaus inhaltlich mal fetzen, aber der Respekt sollte dann auch noch gegeben sein.“ Sie werbe für „eine Möglichkeit, die eigene Fehlbarkeit in Betracht zu ziehen“. „Auch Fehler kann man mal einräumen“, stellte sie klar. Den Kompromiss bezeichnete sie als „wirklich wichtigen Wert unserer Demokratie“ und rief auf, ihn wieder in den Fokus zu nehmen.

„Wir brauchen mehr Don Bosco"

Der Festabend fand anlässlich des Gedenktags Don Boscos statt, den die Kirche am 31. Januar feiert, und stand unter dem Motto „Don Bosco – Visionen für eine bessere Welt“. Darauf bezugnehmend gestand Aigner zu Beginn ihrer Rede ein, „dass Don Bosco, der ein Überzeugungstäter ist, der seinen Träumen folgte, für jede Politikerin und für jeden Politiker eine echte Herausforderung darstellt“. Denn Politik bewege sich an den Grenzen des machbaren, müsse Interessen abwägen und Kompromisse möglich machen. Sie betonte aber auch: „Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht sagen würde, wir brauchen mehr Don Bosco.“

Fotos: Klaus D. Wolf

Johannes Bosco habe „sich Kindern und Jugendlichen zugewandt, die es sehr schwer hatten“, ihnen „ein Dach über dem Kopf gegeben und Raum zur Selbstverwirklichung im festen Rahmen des christlichen Glaubens“. An die Salesianer Don Boscos und den Campus Don Bosco gerichtet lobte Aigner: „Sie haben sich das große Ganze zu Herzen genommen. Sie haben es als Verantwortung angenommen und Sie denken dabei vom Menschen aus. Und das zeichnet Sie und Ihre Arbeit ganz besonders aus. Halten Sie Don Bosco und seine Träume hoch.“

Berufungstraum Don Boscos im Mittelpunkt

Ganz in diesem Zeichen standen auch der weitere Festabend. Eindrucksvoll deutlich wurden die Träume Don Boscos in einem multimedialen spirituellen Impuls. Während Originaltexte Don Boscos zu dreien seiner Träume eingespielt wurden, gelesen von Marc Rosenberg, erweckten Matthias Fritz und Markus Dorninger vom Wiener Künstlerkollektiv OMAi diese auf kreative Weise mit animierten Bildern zum Leben. Das Georg Seyr Trio, das den gesamten Abend musikalisch gestaltete, untermalte auch Text und Bild mit Gitarre, Klarinette und Kontrabass. Die Gäste des Festabends zeigten sich tief beeindruckt, von den aufwändig inszenierten Bildwelten und Klangwelten ebenso wie von den Schilderungen Don Boscos.

Den Auftakt der Inszenierung bildete der sogenannte Berufungstraum, den Don Bosco seinen autobiographischen Berichten zufolge vor fast genau 200 Jahre (1824) im jungen Alter von neun Jahren hatte. In ihm ist vieles angedeutet, das Don Boscos späteres Werk auszeichnet.

„Einem Neunjährigen erschließt sich die Dimension des Gesehenen noch nicht“, erläuterte Ferdinand Auhser, Geschäftsführer von Don Bosco Medien, in seinen einordnenden Ausführungen im Rahmen des Impulses. „Aber rückblickend erkennt Don Bosco, dass vieles seiner zukünftigen Mission hier bereits gezeigt und veranlagt scheint: Die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, das Potenzial, das in ihnen liegt, der gute Kern in jedem Einzelnen, an den er immer glauben wird, ebenso, wie seine revolutionäre Methode, nicht mit Strenge und Strafe, sondern durch Sanftmut den Weg vorzugeben.“

Wie Auhser herausarbeitete, träumt Don Bosco „von einer besseren Welt, wie es bereits viele vor und auch nach ihm getan haben. Aber nur wenige dieser Träume schaffen es, zu bleiben. Es ist ein starker, widerstandsfähiger, von Gott, Jesus Christus und der Heiligen Maria inspirierter Traum, aber ebenso von großer weltlicher und gesellschaftlicher Wirkkraft, die er nach wie vor entfaltet, und von politischer Tragweite, von der er bis heute nichts eingebüßt hat.“

Brücken in eine sich wandelnde Gesellschaft

Im Zeichen dieser Mission und Vision steht auch der Preis „Wie Don Bosco. Brücken bauen.“, welchen der Campus Don Bosco an diesem Abend an das Münchner Erzbischöfliche Edith Stein Gymnasium verlieh. Bezugnehmend auf den Namen des Preises erklärte der Direktor der Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos auf dem Campus Don Bosco, P. Rainer Reitmaier SDB, in seiner Laudation: „Das Edith Stein Gymnasium baut Brücken: Brücken zwischen den Schülerinnen, ihren Familien und Lehrkräften. Brücken in eine sich wandelnde Gesellschaft, um Gerechtigkeit, Frieden und Demokratie als Tragpfeiler unseres Gemeinwohls zu fördern. Brücken zwischen uns Menschen und unserem liebenden Gott, der in seinem Sohn die Brücke zum Leben ist.“

Zahlreiche Mitglieder der Schulfamilie nahmen den Preis aus den Händen von Landtagspräsidentin Ilse Aigner entgegen, unter ihnen Schulleiter Andreas Frölich, die Elternbeiratsvorsitzende Jana Murr, der Vorsitzende des Fördervereins Berthold Bleich sowie die Schülersprecherin Lena Krücker.

Eröffnet hatte den Abend eine Vesper in der Kirche St. Wolfgang. Der Dekan des Dekanats München Südost, Msgr. Engelbert Dirnberger, griff dabei das Thema der Visionen und Träume mit Blick auf die aktuellen politischen Entwicklungen in den USA auf. „Gerade in dieser Woche und mit einem Blick über den Atlantik fallen diese Visionen nicht so einfach“, sagte er sichtlich nachdenklich. Wenn dort in den vergangenen Tagen von Freiheit die Rede gewesen sei, sei nicht die Freiheit des Menschen, sondern „die Freiheit des Kapitals“ gemeint gewesen, sagte er und fügte hinzu: „Es frustriert mich.“

Im Gegensatz dazu erinnerte er an den Traum des amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King und sein berühmtes Zitat: „I have a dream!“ Dieser habe einen wirklichen Traum von Freiheit gehabt, „eine Freiheit, die auf die Gleichheit aller Menschen aufbaut“.

Text: Christoph Sachs, Fotos: Klaus D. Wolf, Video: Nicole Stroth