Ewige Profess: Entscheidung für ein Leben als Salesianer Don Boscos

Veröffentlicht am: 26. Juni 2022

Sannerz – Der aus Ettenheim (Ortenaukreis/Baden Württemberg) stammende Josua Schwab (32) und der in Kikwit in der Demokratischen Republik Kongo geborene Guélord Mudingunzu (33) haben am Sonntag, 26. Juni 2022, im Rahmen eines Festgottesdienstes im Freien auf dem Gelände des Jugendhilfezentrums Don Bosco in Sannerz vor ihrem Ordensobern Provinzial P. Reinhard Gesing ihre Ewigen Gelübde als Salesianer Don Boscos abgelegt.

Mit dem Versprechen der Ewigen Profess entschieden sich beide für eine lebenslange Zugehörigkeit zur Ordensgemeinschaft und verpflichteten sich den sogenannten Evangelischen Räten – Gehorsam, Armut und ehelose Keuschheit – sowie dem Ordensziel der Salesianer Don Boscos: dem Einsatz für benachteiligte junge Menschen.

In seiner Festpredigt bezeichnete P. Reinhard Gesing die Ewige Profess als großen Festtag für die gesamte salesianische Familie und für die Kirche: „Die beiden Mitbrüder wollen dem Ruf Jesu folgen, sie haben sich geprüft und erklären nun die Bereitschaft, sich als Botschafter Jesu senden zu lassen“, so Gesing weiter. Wie ihr Ordensgründer, der Turiner Jugendapostel Johannes Bosco (1815-1888), wollen sich die beiden nun für bedürftige junge Menschen einsetzen und ihnen zu einer gelingenden Zukunft verhelfen. Rund 180 Gäste, darunter Mitbrüder aus der gesamten Deutschen Provinz, Familie, Mitarbeitende, Freunde und Weggefährten waren gekommen, um gemeinsam mit den Ewigprofessen zu feiern. Die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes gestaltete die Don-Bosco-Band, Jugendliche und Mitarbeitende aus dem Jugendhilfezentrum Don Bosco Sannerz.

Josua Schwab: „Die Pädagogik Don Boscos lässt etwas von der Logik Gottes durchblicken"

Josua Schwab (32) wuchs in Ettenheim, einer Kleinstadt nördlich von Freiburg am Rande des Schwarzwaldes auf. Von Kindheit an erlebte er Kirche als lebendige Gemeinschaft im Glauben. 15 Jahre lang engagierte er sich als Ministrant in seiner Heimatpfarrei Sankt Nikolaus in Ettenheim-Altdorf. Nach seinem Studium der Philosophie und Theologie in Benediktbeuern und Freiburg begann er im Oktober 2014 sein Aspirantat bei den Salesianern Don Boscos in der Jugendbildungsstätte Calhorn und wechselte 2015 für das Vornoviziat in das Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz. An das Vornoviziat schloss sich das Noviziat in Pinerolo (Italien) an.

Aspirantat, Vornoviziat und Noviziat dienen dazu, das salesianische Leben kennenzulernen und sich mit seiner eigenen Berufung auseinanderzusetzen. Von dem Wirken Don Boscos und der Arbeit der Salesianer war und ist Josua Schwab begeistert: „Die Pädagogik Don Boscos ist eine großartige Sache, denn sie lässt etwas von der Logik Gottes durchblicken.

Wo andere vor allem Probleme und Defizite sehen, geht es bei Don Bosco darum, die Potenziale zu entdecken und an jeden jungen Menschen zu glauben. Für viele junge Menschen ist diese Erfahrung des Akzeptiertwerdens als Person ein ganz zentraler Schlüsselmoment“, unterstreicht der 32-Jährige.

Nach seiner Erstprofess 2016 arbeitete Schwab zunächst als Betreuer einer Wohngruppe im Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz mit, bevor er im Sommer 2017 für das Studium der Sozialen Arbeit nach Benediktbeuern wechselte. In dieser Zeit absolvierte er auch ein zweijähriges Weiterbildungsstudium im Bereich Straßenpädagogik, das als E-Learning-Programm über die Universität Heidelberg angeboten wurde. Seit 2020 arbeitet er in der Betreuung und Weiterentwicklung dieses Studienprogramms mit.

Fotos: Katharina Gebauer

Aufenthalt in Lyon war prägende Erfahrung

Praktische Erfahrungen in der Arbeit mit jungen Menschen sammelte Josua Schwab in der Mitarbeit in der Jugendherberge und in der Jugendbildungsstätte Aktionszentrum in Benediktbeuern. Fünf Jahre lang, von 2016 bis 2021, begleitete der Salesianer zudem die Inlandsvolontäre von Don Bosco Volunteers, junge Menschen, die bei Don Bosco in Deutschland ein Freiwilliges Soziales Jahr absolvieren.

Eine prägende Erfahrung bildete für ihn ein Auslandsjahr, das er 2019 in der Gemeinschaft der Salesianer Don Boscos in Lyon (Frankreich) verbrachte. „Ich habe während dieser Zeit im Bereich Streetwork und Jugendsozialarbeit in einem Projekt in Lyon mitgearbeitet. Es gibt dort einige sehr prekäre Vorstadtbezirke, wo wir im Bereich Gewalt- und Kriminalitätsprävention tätig sind“, so Schwab. Noch heute fühlt sich der 32-Jährige mit der dortigen Arbeit sehr verbunden: So wird er auch in diesem Sommer bei einem französischen Jugendhilfecamp in den Alpen mit dabei sein.

Gerade dieses Unterwegssein mit jungen Menschen im Alltag sowie das Erleben und Mitgestalten brüderlicher Gemeinschaft bestärkten Josua Schwab in seinem Entschluss, sich mit der Ewigen Profess lebenslang an den Orden zu binden. „Seit meiner Ersten Profess 2016 durfte ich immer wieder die Erfahrung machen, wie sehr mich die salesianische Berufung erfüllt. Es ist für mich ein Weg, der das Evangelium konkret werden lässt, heute, mitten in der Welt. In den vergangenen Jahren habe ich vor allem mit Jugendlichen aus unterschiedlichen prekären Kontexten gearbeitet, in der stationären Jugendhilfe als Sozialarbeiter und auf der Straße im Brennpunktviertel als Straßenpädagoge. Vor allem waren es die Jugendlichen, die mich bestärkt haben, diesen Weg entscheiden weiterzugehen“, so Schwab.

Nach seiner Ewigen Profess wird der Theologe und Sozialpädagoge weiter als Gruppenleiter im Jugendhilfezentrum Don Bosco in Sannerz tätig sein und sich nach seiner Diakonenweihe im Oktober in seinem Diakonatspraktikum in der Pfarrei Christkönig Flieden auf seine Priesterweihe im Sommer 2023 vorbreiten.  

Guélord Mudingunzu: „Ich möchte mein Leben für andere einsetzen"

Der in Kikwit in der Demokratischen Republik Kongo geborene Guélord Mudingunzu (33) trat 2014 in die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos ein. In Lubumbashi, der nach der Hauptstadt Kinshasa zweitgrößten Stadt der Demokratischen Republik Kongo, legte er seine Erstprofess ab.

In dem zentralafrikanischen Land haben Jugendliche auch heute noch wenig Chancen auf eine Berufsausbildung. Geplagt von Korruption und drei Dekaden Diktatur, belegte das Land im Jahr 2019 gerade einmal den 175. Rang von 189 im Human Development Index gereihten Staaten. Zwei Bürgerkriege ließen ganze Generationen schwer traumatisiert und bitterarm zurück. Viele der Kinder und Kriegswaisen von damals sind heute junge Erwachsene, die einen Ausweg aus der Armut suchen.

An vier Standorten im Land bieten die Don Bosco-Berufsschulen benachteiligten jungen Menschen die Möglichkeit, einen Beruf zu erlernen. Von Kosmetik über KFZ-Mechanik bis Bäckereiwesen  – die Auswahl an Ausbildungszweigen ist vielfältig und gut auf den lokalen Arbeitsmarkt abgestimmt.

Nach seiner Erstprofess 2014 absolvierte Guélord Mudingunzu zunächst ein Studium der Philosophie sowie einige Studien der salesianischen Spiritualität am Höheren Institut für Philosophie St. Johannes Bosco in Lubumbashi. Danach schloss sich ein zweijähriges Praktikum mit einer Lehre an. Eine Zeit, die den Salesianer prägte: „Die salesianischen Studien, die apostolischen Tätigkeiten und insbesondere die Lehre waren für mich eine Phase der lebendigen und intensiven Auseinandersetzung mit dem salesianischen Handeln in einer erzieherischen und pastoralen Erfahrung. Die Jugendlichen, denen ich in dieser Zeit begegnete, waren meine Schule; sie haben mir ermöglicht, echte salesianische Mission zu erleben“, erinnert sich der heute 33-Jährige.

Seit September 2019 gehört Guélord Mudingunzu zur Deutschen Provinz der Salesianer Don Boscos und absolviert derzeit am Istituto Internazionale Don Bosco in Turin (Crocetta, Italien) sein Theologiestudium. Sein Ziel: seiner Berufung zu folgen und als Missionar nach Istanbul (Türkei) zu gehen. Seit 2017 gehört die dortige Einrichtung der Salesianer Don Boscos zur Deutschen Provinz. „Meine Entscheidung, Missionar zu werden, ist stark geprägt durch die Lebenszeugnisse anderer Salesianermissionare, die ich in meiner Arbeit kennengelernt habe. Jesus sagt: Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt (Johannes 15,13). Dieser Satz ist für mich leitend: Auch ich möchte mein Leben für andere einsetzen“, bekräftigt Mudingunzu.

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