Jubiläumsfeier der Don Bosco Schwestern
Vöcklabruck – Am 19. November 2022 feierten die Don Bosco Schwestern das 100-jährige Bestehen der Deutschsprachigen Provinz an ihrem Standort in Vöcklabruck mit rund 100 Festgästen, darunter Provinzial Pater Reinhard Gesing, Pater Siegfried Kettner, Provinzial aus Österreich, sowie Erzbischof em. Alois Kothgasser und Bischof em. Ludwig Schwarz. Von der offiziellen Seite aus Vöcklabruck folgten der Einladung Bezirkshauptmann-Stellvertreterin Regina Gabriel, Bürgermeister Dipl.-Ing. Peter Schobesberger und Dipl. PAss.in Barbara Hofwimmer, leitende Pfarrseelsorgerin der Stadtpfarre.
Mit einem abwechslungsreichen Programm wurde der letzten hundert Jahre des Frauenordens gedacht, der mit der ersten Gemeinschaft von sechs Schwestern in Essen-Borbeck seinen Ausgang im deutschsprachigen Raum nahm. „Vieles hat sich in den letzten hundert Jahren geändert“, resümiert die Provinzleiterin Don Bosco Schwester Petra Egeling. „Und trotzdem gibt es einige Parallelen zu heute.“ Das Leben der Menschen in Deutschland der 1920er Jahre war geprägt von Armut, Arbeitslosigkeit und dem Trauma des Ersten Weltkriegs. Die Kindersterblichkeitsrate war die höchste Europas, viele Menschen hatten kein Dach über dem Kopf. Der Extremismus war im Vormarsch.
Seit 100 Jahren jungen Menschen Heimat geben
In zwei Filmen, die einerseits ein fiktives Kind von 1922 und andererseits eine junge Frau aus Stams zu Wort kommen ließen, wurden die Nöte der jungen Menschen von damals und heute offensichtlich. „Sie zeigen uns auch, was unsere Sendung ist“, so die Provinzleiterin. „Die Geburtsstunde der Provinz fand in einer Krisenzeit statt und unser Jubiläum fällt in eine Zeit, die ebenso von mehreren Krisen gezeichnet ist. Kinder und Jugendliche leiden besonders darunter, noch einmal mehr, wenn sie aufgrund ihrer Herkunft, ihres sozialen Status, ihrer geschlechtlichen Orientierung oder einer Beeinträchtigung diskriminiert werden. Diesen jungen Menschen Mut zu machen, sie zu bestärken, ihnen ‚Heimat‘ zu geben und Bildung zu ermöglichen, ist der Sendungsauftrag der Don Bosco Schwestern seit hundert Jahren.“ Rund 11.200 Schwestern in 99 Nationen sind in 10.600 Werken mit ca. 55.000 Mitarbeiter/innen und Volontär/innen tätig. „Damit erreicht unsere Kongregation bis zu 1,6 Millionen Menschen. Zusammen mit unseren Mitbrüdern, den Mitarbeiter/innen und Freiwilligen können wir durchaus etwas bewegen – und das ist schön zu sehen“, so Schwester Petra Egeling.
Gegen den Pessimismus unserer Zeit
Was die Zukunft des Ordens und der Kirche betreffe, die sich in einer Vertrauenskrise befindet und gerade für die jungen Menschen derzeit „megaout“ sei, sind Don Bosco Schwestern und Salesianer heute besonders gefordert, nicht in den Pessimismus vieler einzustimmen. „Als Ordenschristen sollen wir Menschen der Hoffnung sein“, betont Provinzial Pater Reinhard Gesing in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst. Heute zählten nicht die großen Worte, sondern das authentische und glaubwürdige Leben. Dass jedes Tun ein Akt der Liebe Gottes sein soll, wie es schon Maria Mazzarello ihren Mitschwestern mit auf den Weg gab, darin seien, so der Provinzial, die Schwestern besonders geübt.
Sie haben, so wie es im Evangelium nach Johannes (15,1) heißt, in ihrem Wirken reiche Frucht gebracht: „Unzählige Kinderaugen habt ihr zum Leuchten gebracht. Tausende Male habt ihr Kinder getröstet und ihre Tränen getrocknet. Zahlreiche Kinder habt ihr sprechen und singen gelehrt. Und ihr habt ihnen von Jesus Christus erzählt und ihnen die Schönheit des Glaubens erschlossen. Jugendlichen habt ihr zu einem Schulabschluss verholfen und damit zu einem gelingenden Leben. Jungen Erwachsenen habt ihr berufliche Bildung vermittelt und damit zu einem Platz in unserer Gesellschaft. Und wie viele Gebete mögt ihr gesprochen haben für Kinder, Jugendliche und Familien in Krisensituationen?! Keine dieser zahlreichen Geschichten hat in die Geschichtsbücher Eingang gefunden – obwohl sie es verdient hätten. Aber ihr habt mitgeschrieben an der Heilsgeschichte Gottes mit den Menschen. In dieser zählen nicht die großen Worte, sondern die in Tat und Wahrheit gelebte Liebe. Und darin können auch wir Salesianer noch viel von euch, unseren Mitschwestern, lernen.“
Text und Foto: Karoline Golser/RefÖA