Salesianerbruder Artemide Zatti heilig gesprochen
Vatikanstadt – In einer Messe auf dem Petersplatz hat Papst Franziskus am Sonntag, 9. Oktober 2022, zwei Ordensmänner heilig gesprochen, den italo-argentinischen salesianischen Missionar und Krankenpfleger Artemide Zatti (1880-1951) sowie den Bischof und Auswandererseelsorger Giovanni Battista Scalabrini (1839-1905). Franziskus rief zu einem Leben in Gemeinschaft auf. „Es macht mir Angst, wenn ich christliche Gemeinschaften sehe, die die Welt in Gute und Böse, in Heilige und Sünder einteilen: Auf diese Weise fühlen wir uns am Ende besser als andere und grenzen viele aus“, mahnte der Papst vor rund 50.000 Gläubigen. Mehrere Hundert Salesianer aus aller Welt weilten den Feierlichkeiten bei, darunter auch eine Delegation aus Deutschland und Österreich.
„Bitte, immer miteinbeziehen: in der Kirche wie in der Gesellschaft, die immer noch von Ungleichheit und Ausgrenzung geprägt ist“, so sein Appell. Besonders hob er die Aufnahme und Integration von Migranten hervor. Sie auszuschließen, in Lager zu schicken und wie Sklaven zu behandeln, sei „skandalös und kriminell“. Nicht nur jeder einzelne, auch die Kirche müsse gemeinsam - also „synodal“ - unterwegs sein, betonte Franziskus. Der christliche Glaube fordere immer dazu auf, gemeinsam mit anderen unterwegs zu sein, nie als einsamer Wanderer.
Zatti, der in Argentinien als „heiliger Krankenpfleger von Patagonien“ bekannt ist, wurde 2002 seliggesprochen. Im April erkannte Franziskus ein Wunder an, das auf Fürsprache des Missionars geschehen sein soll. Der Salesianer-Laienbruder sei ein „lebendiges Beispiel für Dankbarkeit“, so Franziskus. Voller Dankbarkeit für alles, was er erhalten hatte, zeigte er diese, indem er die Wunden anderer auf sich nahm.
Die Predigt des Heiligen Vaters schloss daher mit einer abschließenden Ermahnung: „Lasst uns beten, dass diese unsere heiligen Brüder uns helfen, unseren Weg gemeinsam zu gehen, ohne trennende Mauern; und diesen Gott so wohlgefälligen edlen Geist zu kultivieren, was Dankbarkeit ist.“
Päpstliche Würdigung
Zuvor hatte Papst Franziskus Zatti für seinen Einsatz für Kranke und Pflegebedürftige gewürdigt. Zatti (1880-1951) sei ein Mann der Gemeinschaft gewesen, der es verstanden habe, mit anderen zusammenzuarbeiten: Ordensfrauen, Ärzten, Krankenschwestern, „und durch sein Beispiel und seinen Rat formte er Menschen, formte Gewissen, bekehrte die Herzen“, sagte Franziskus am Samstag, 9. Oktober 2022, bei einer Audienz für Ordensmitglieder der Salesianer Don Boscos im Vatikan.
Der Papst nutzte seine Ansprache, um die Hingabe von Laienbrüdern zu loben, die anders als Patres nicht geweihte Priester oder Diakone sind. Er habe dies persönlich bei den Jesuiten gesehen und wisse, dass es auch bei den Salesianern so sei. „Die Brüder haben ein besonderes Charisma, das im Gebet und in der Arbeit genährt wird“, sagte Franziskus. Sie seien gut für die ganze Gemeinschaft und hätten keinen „Minderwertigkeitskomplex“, obwohl sie nicht Priester oder Diakone seien.
Artemide Zatti
Artemide Zatti wuchs im Dorf Boretto in der Region Reggio Emilia in Italien in Armut auf und lernte früh, sich den Härten und der Verantwortung zu stellen, die ihn in seinen reiferen Jahren immer begleiten sollten. Seit seinem neunten Lebensjahr musste er arbeiten, um seine Eltern zu unterstützen. Mit seiner Familie wanderte er im Alter von 15 Jahren nach Argentinien aus in der Hoffnung auf ein besseres Leben und ließ sich in Bahia Blanca nieder.
Dort lernte er die Salesianer Don Boscos kennen, zu deren Charisma er sich besonders hingezogen fühlte, so dass er Laienkooperator wurde und 1908 seine Erste Profess und 1911 die Ewige Profess ablegte.
Er litt an Tuberkulose und versprach der Jungfrau Maria, Helferin der Christen, dass er sich im Falle seiner Genesung ganz den Kranken widmen würde. „Ich habe geglaubt, ich habe es versprochen, ich wurde geheilt“, soll er zu seiner wundersamen Heilung und damit verbundene Sendung zugunsten der Armen und Kranken gesagt haben.
So begann er nach seiner Genesung im argentinischen Viedma seinen unermüdlichen Dienst als Krankenpfleger und später auch als Leiter des kleinen Missionsspitals. Zatti war Krankenpfleger und sah in seinen Kranken Jesus selbst. Er wurde stellvertretender Direktor und Verwalter eines Krankenhauses, geschätzt von Patienten wie Ärzten. Wenn es nötig war, reiste er zu jeder Tages- und Nachtzeit und bei jedem Wetter zu den Hütten in den Vorstädten – und das alles ohne Bezahlung, was ihm seinen Ruf als heiliger Krankenpfleger einbrachte.
Der Ordensbruder und Missionar war ein authentischer Vertreter des salesianischen Geistes und strahlte eine Freude aus, die ihn auch in den schwierigsten Situationen immer begleitete.
Im Jahr 1950 stürzte Zatti von einer Leiter. Zu diesem Zeitpunkt traten die Symptome einer Krebserkrankung auf, die er selbst eindeutig diagnostizierte. Dennoch setzte er seine Mission noch ein Jahr lang fort, bis er am 15. März 1951 starb. Der heilige Papst Johannes Paul II. sprach ihn am 14. April 2002 selig.
Stichwort Heiligsprechung
Die Heiligsprechung in der katholischen Kirche ist eine feierliche Erklärung des Papstes über das vorbildlich christliche Leben eines Menschen und über dessen endgültige Aufnahme bei Gott. Nach dieser Kanonisation, die im Rahmen eines Festgottesdienstes vollzogen wird, darf die betreffende Person weltweit verehrt werden.
Der Heiligsprechung geht ein kirchlicher Prozess über mehrere Instanzen voraus, dessen Grundzüge auf das 18. Jahrhundert zurückgehen. Dabei muss nachgewiesen werden, dass auf Fürsprache des Gestorbenen ein wissenschaftlich unerklärliches Wunder geschehen ist.
Bei Märtyrern, die wegen „Hass auf den Glauben“ ermordet wurden, wird auf einen gesonderten Nachweis eines nach dem Tod gewirkten Wunders verzichtet. Dem Papst steht es auch frei, Persönlichkeiten unter bestimmten Voraussetzungen auch ohne Nachweis eines Wunders heiligzusprechen.
Mehr zur Heiligsprechung von Artemide Zatti lesen Sie auf der Nachrichtenseite der Agenzia Info Salesiana (ANS).
Text: RefÖA/KNA/mh Bilder: ANS