Abschied von Schulleiter Lothar Hesse
Essen – Die Ambivalenz des Wortes Abschied rückte Katrin Höffken, Dezernentin bei der Bezirksregierung Düsseldorf, in das Bewusstsein der etwa 150 Festgäste, die sich zu Ehren des scheidenden Schulleiters Lothar Hesse versammelt hatten: Abschied bedeute einerseits natürlich, etwas hinter sich zu lassen. Andererseits sei das, was war, damit aber nicht verloren, sondern werde fortan zu einem Teil der menschlichen Existenz. Und was da nicht alles war in seinem Berufsleben!
Traumberuf gefunden
39 Jahre lang erfüllte sich Lothar Hesse seinen seit der zehnten Klasse gehegten Berufswunsch als Lehrer, und das aus voller christlicher Überzeugung heraus ausschließlich an Ordensschulen: zunächst an der BMV-Schule, dann am Gymnasium Haus Overbach in Jülich, die letzten 13 Jahre schließlich als Direktor am Don-Bosco-Gymnasium – genau so lang, wie ein Schüler heute von der Einschulung bis zum Abitur benötigt. In dieser zweitlängsten Amtszeit aller Schulleiter am DBG glückte dem studierten Mathematik- und Physiklehrer die strukturelle und inhaltliche Weiterentwicklung der Einrichtung: Technik wurde als Unterrichtsfach eingeführt, das MINT-Profil geschärft, in der Sekundarstufe II wurden Projektkurse eingerichtet, eine Schülergenossenschaft gegründet, der Tag des sozialen Engagements ins Leben gerufen, internationale Klassen geschaffen, das Selbstlernzentrum sowie die neue Turnhalle gebaut und die Digitalisierung vorangebracht. Zu bewältigen waren auch die Rückkehr zu G9, die Corona-Pandemie und nicht zuletzt der geplante Anschlag auf die Schule.
Pater Reinhard Gesing, Provinzial der Salesianer Don Boscos, hob in seiner Laudatio hervor, dass es Herrn Hesse immer ein zentrales Anliegen gewesen sei, den Rahmen für das Erfüllen der wichtigsten Aufgabe zu schaffen: die Schülerinnen und Schüler zum Abitur zu begleiten und ihr Leben zur Entfaltung zu bringen. Aus den genannten Krisen sei die Schulgemeinschaft somit letztlich gestärkt hervorgegangen.
Bewegende Momente und großer Zusammenhalt
Den ersten Schultag nach dem verhinderten Amoklauf nannte Lothar Hesse später selbst als den bewegendsten Moment seiner Zeit am DBG. Die Menschenkette und der Moment der Stille auf dem Schulhof hätten gezeigt, dass die Schulgemeinschaft aller Verschiedenheit zum Trotz zusammenhalte. Er bedankte sich weiterhin für die zahllosen Begegnungen, die ihm sein Amt ermöglicht habe: Menschen zu treffen, auf die er habe setzen können, sei eine höchst wertvolle Erfahrung gewesen. In diesem Kontext stellte der scheidende Schulleiter die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit seinen vier Stellvertretern und drei Schulsekretärinnen heraus.
Das Kollegium und die Elternvertreter dankten Lothar Hesse für seine ehrliche, klare und zugewandte Haltung, seine Loyalität, sein stets offenes Ohr für persönliche Sorgen und Nöte, sowie den selbstgesteckten Anspruch, niemals halbe Sachen zu machen.
Angesichts seiner vielfältigen Interessen, die weit über den Horizont seiner beiden Unterrichtsfächer Mathematik und Physik hinausgehen, wird dem Neu-Pensionär bestimmt niemals langweilig werden. Dem Wunsch der Mitarbeitervertreterin Simone Honecker, Lothar Hesse möge stets festen Boden unter den Füßen behalten, schlossen sich alle Festgäste ebenso gerne an wie Andrea Albandaks Anspielung auf seine Israel-Leidenschaft: „Masel tov, Lothar!"
Text: SuoC; Foto: GruS