Don Bosco Istanbul: Drei Wochen Ausnahmezustand

Veröffentlicht am: 21. Februar 2023
zerstörte Nikolaus-Kirche in Iskenderun

Unser Foto zeigt die zerstörte Nikolaus-Kirche in
Iskenderun, der türkischen Küstenstadt, die besonders
heftig von dem Erdbeben betroffen ist.
Foto: Antuan Ilgit

Istanbul (Türkei) – Intensive Wochen liegen hinter den Salesianern Don Boscos und ihren Mitarbeitenden in den Don-Bosco-Projekten in Istanbul (Türkei). Hatte zunächst eine Koran-Verbrennung bei einer von Behörden genehmigten Demonstration von Rechtsextremisten vor der türkischen Botschaft in Stockholm (Schweden) Ende Januar für weltweite Proteste und Ausschreitungen gesorgt und zur Schließung der Konsulate der meisten europäischen Länder geführt, versetzten die schweren Erdbeben vom 6. Februar im Südosten der Türkei sowie in Nordsyrien Ordensmitglieder, Mitarbeitende wie Familien im Umfeld der Einrichtung gleichermaßen in Schockstarre und Angst. Beide Ereignisse hatten große Auswirkungen auf die Arbeit Don Boscos vor Ort.

„Auch wenn die betroffene Region geografisch und tektonisch weit von Istanbul entfernt liegt, hat die Katastrophe großen Einfluss auf die Stadt. Wir mussten jeden Tag die Lage neu beurteilen. Die Gute-Nacht-Ansprache in der Gemeinschaft wurde jeden Abend zu einer Besprechung mit den neusten Meldungen und Hinweisen“, erzählt Pater Simon Härting, Leiter der deutschsprachigen Seelsorge in Istanbul.

Der Salesianer betont gleichzeitig, dass es auch Absprachen mit den Behörden vor allem zur Frage der Sicherheit gab: „Die Polizei war stets gut informiert und präsent in den jeweiligen kirchlichen Versammlungen“. Nach den Ereignissen in Schweden war explizit auch vor gewalttätigen Übergriffen auf die kirchlichen Zentren und Gotteshäuser gewarnt worden.

„Auch in Istanbul war plötzlich in jedem Haus ein Toter.“

Die verheerenden Erdbeben sorgten dann für eine Reihe ganz anderer Folgen. Zunächst wurde der Unterricht an allen pädagogischen Projekten in der Türkei für zwei Wochen ausgesetzt. „Zu Beginn waren wir natürlich alle von der Katastrophe geschockt und gelähmt“, erzählt Pater Jacky Doyen, Direktor der Salesianer Don Boscos in Istanbul, immer noch sichtlich von den Ereignissen erschüttert. „Nach und nach kamen dann aber die ersten Meldungen von vermissten und verstorbenen Familienangehörigen unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und der Don-Bosco-Familien in der Türkei.“

So wurde aus der Schockstarre schnell auch die Notwendigkeit, den Menschen in ihrer Trauer nahe zu sein. „Auch in Istanbul war plötzlich in jedem Haus ein Toter“, fasst Pater Härting die Tragik der Tage nach dem Erdbeben zusammen.

Drei Wochen nach der Katastrophe kommen zwar immer noch regelmäßig Nachrichten über vermisste und leblos gefundene Angehörige rein, dennoch geht auch in Istanbul der Blick langsam nach vorne. Während in Deutschland die mehr oder weniger schnelle Visavergabe an türkische Familienangehörigen diskutiert wird, macht sich die Türkei bereit, Millionen Obdachlose zu versorgen, Kindern und Jugendlichen eine Perspektive zu geben, Häuser wieder bewohnbar zu machen und vor allem auch diejenigen zu versorgen, die alles verloren haben: Haus, Familie, Eltern und Zukunft.

„Don Bosco Istanbul wird sich an all diesem beteiligen“, verspricht Pater Doyen. Zusätzliche Projekte seien geplant, um Flüchtenden eine kurzfristige Heimat zu geben und um Kinder und Jugendliche, vor allem in der besonders schwer getroffenen Region von Iskenderun, in der Hoffnung und Zuversicht zu stärken.

Don Bosco Istanbul/RefÖA

Erfahren Sie hier mehr zur Arbeit Don Boscos in Istanbul


Nothilfe für Familien nach Erdbeben

Zwei schwere Erdbeben haben am 6. Februar 2023 die türkisch-syrische Grenzregion erschüttert. Die Zahl der Toten ist inzwischen auf über 47.000 gestiegen (Stand: 21.02.2023).

Don Bosco hilft den betroffenen Menschen in Projekten der Salesianer Don Boscos in der Türkei und in Syrien. Informationen zur Don-Bosco-Nothilfe in Syrien finden Sie hier.

Auf der Website der Don Bosco Mission in Bonn können Sie die Don Bosco Nothilfe in der Türkei und in Syrien finanziell unterstützen.

Zur Spenden-Website der Don Bosco Mission Bonn

Foto: Ester Negro/Missioni Don Bosco