Don Bosco Volunteers: Engagement nicht ausbremsen
Bonn/Benediktbeuern – Die Bundesregierung will in den kommenden zwei Jahren massive Einsparungen bei den Freiwilligendiensten in Höhe von 113 Millionen Euro durchsetzen. Dabei ginge vielerorts nichts ohne die jungen Engagierten. Ulla Fricke von Don Bosco Volunteers warnt in ihrem Kommentar vor fatalen Folgen.
Wer heute jung ist, der weiß nicht, wie seine persönliche Zukunft aussehen wird, aber er kriegt ständig signalisiert: Es ist echt ernst. Klar ist nämlich, für alle künftigen Aufgaben und Herausforderungen brauchen wir junge Menschen. Als Fachkräfte in Handwerk und Pflege zum Beispiel. Oder um die Transformation durch Klimawandel und Digitalisierung zu stemmen. Die Erwartungen an junge Menschen sind hoch. Doch immer mehr leiden unter fehlenden Zukunftsperspektiven und dem Druck, der damit einhergeht.
Die Coronajahre haben die Probleme noch verschärft. In der Pandemie litten besonders Kinder und Jugendliche. Psychische Erkrankungen wie Essstörungen und Depressionen sind stark angestiegen. Andere reagieren mit Rückzug: vor den Bildschirm, ins Private, in die Party …
Wir täten gut daran, gerade jetzt jungen Menschen Angebote zu machen, die sie raus ins echte Leben locken. Damit sie entdecken, was in ihnen steckt und wohin ihre Zukunft geht. Und zwar, indem wir sie fordern, ihnen zutrauen, sich für andere Menschen einzusetzen. Klagen nicht alle, die Generation Z hätte nur ihre Freizeit im Sinn? Ein solches Angebot ist der Freiwilligendienst. Bei Don Bosco Volunteers engagieren sich knapp 30 Jugendliche in ganz Deutschland. Von jungen Menschen für junge Menschen. Sie organisieren Geländespiele auf Klassenfahrten, helfen bei den Hausaufgaben in der Offenen Ganztagsbetreuung oder in der Küche. Ohne sie würde manches nicht stattfinden.
Jeder dritte Platze könnte wegfallen
Sie machen das für ein Taschengeld von 210 Euro plus Unterkunft und Verpflegung – und das 39 Stunden, auch am Wochenende. Eigentlich beschämend, dass wir ihnen für ihr Engagement noch nicht einmal ein Ticket für den ÖPNV bezahlen, oder? In unseren fünf Begleitseminaren legen wir viel Wert auf Gemeinschaft, politische Bildung, persönliches Wachstum – und sehen staunend dabei zu, wie sehr die jungen Menschen in einem Jahr reifen.
Künftig könnte fast jeder dritte Platz für Freiwillige in Deutschland ersatzlos wegfallen. Dabei wird der Dienst von ihnen gut angenommen. Zehntausende machen jedes Jahr einen Jugendfreiwilligendienst. Wollen wir sie wirklich in ihrem sozialen oder ökologischen Engagement für die Gesellschaft ausbremsen? Wir sollten ihnen hier nicht die Tür vor der Nase zuschlagen, zumal wir sonst keine guten Antworten haben, wie wir sie in unsere Systeme und Strukturen integrieren.
In der Kirche rennen sie uns ebenso wenig die Bude ein wie in Parteien, Gewerkschaften oder Vereinen. Ich vermisse ein Zeichen des Aufbruchs, ein Signal, dass jungen Menschen klarmacht: Nur zu! In meiner Jugend gab es das Interrailticket, Erasmus für Studierende und eine innovative Familienpolitik. Welche Angebote machen wir jungen Menschen? Wir brauchen sie, so gut ausgebildet, sozial, innovativ und belastbar wie möglich, denn es ist echt ernst!
Ulla Fricke
Ulla Fricke arbeitet für die Bonner Don Bosco Mission und leitet dort den Freiwilligendienst Don Bosco Volunteers.