„Spenden sind elementar für Angebote außer der Reihe"
Das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken regt Kommunionkinder und ihre Familien dazu an, für bedürftige Kinder und Jugendliche zu spenden. Ein Projekt, das von den Spenden finanziert wird, ist Ihre Wohngruppe „Start ins Leben“ in Limbach-Oberfrohna bei Chemnitz. Wer lebt denn da?
Glagowski: Es sind mehrere Wohngruppen für Kinder ab sechs bis maximal 21 Jahren, die aus verschiedensten Gründen nicht zu Hause wohnen können. Etwa, weil die Eltern leider gar nicht mehr am Leben sind. Oder weil sie gerade aufgrund von Krankheit oder anderen psychischen Einschränkungen nicht in der Lage sind, sich um die Kinder zu kümmern und sich um ihre eigenen Probleme kümmern müssen. Da übernehmen wir in der Zeit die Aufsicht, Fürsorge, Pflege und kümmern uns um die Kids.
Wir gestalten den Alltag, was im Normallfall die Eltern übernehmen würden
Nehmen Sie uns mal mit in so eine Wohngruppe. Wie werden die Kinder und Jugendlichen von Ihnen unterstützt? Wie greifen Sie ihnen unter die Arme?
Glagowski: Der Tag startet früh am Morgen, wenn der Wecker klingelt. Manche Kids können schon alleine aufstehen, bei anderen müssen wir noch ein bisschen nachhelfen und schauen. Es ist ja nicht jeder so der Frühaufsteher und möchte ganz früh aufstehen. Und dann wird gemeinsam gefrühstückt, jeder macht sich für die Schule fertig und fährt dann mit Bus oder Bahn hin. Manche haben auch gar keine Schule oder besuchen ein Ersatzprojekt, weil Schule auch nicht ganz so das tolle Thema ist. Und dann unterstützen wir natürlich bei Hausaufgaben, bei Aufgaben, die erledigt werden müssen. Im Nachmittagsbereich gehen wir mit den Jungs und Mädels zu Ärzten und anderen Terminen, spielen natürlich und gestalten den Alltag, was im Normalfall die Eltern übernehmen würden.
Was sind die größten Herausforderungen in der täglichen Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen in der Wohngruppe?
Glagowski: Die größte Herausforderung ist wirklich, dass die Kids verständlicherweise ihre Eltern vermissen. Viele verstehen einfach nicht so ganz,
warum sie jetzt von Mama oder Papa wegmüssen. Es ist natürlich für ein Kind auch ganz, ganz schwer
zu begreifen, dass Mama oder Papa sich gerade nicht kümmern kann und erst mal mit dem eigenen Leben klarkommen muss. Und da ist natürlich die
Sehnsucht nach Hause ein ganz, ganz großes Thema.
Ja, jetzt sind Sie auch ein christliches Haus. Inwiefern spielt das bei der Arbeit mit den jungen Leuten, mit den Kindern und Jugendlichen eine Rolle bei Ihnen?
Glagowski: Da wir uns in Sachsen befinden, ist es nicht ein ganz so ein großes Thema, aber es spielt natürlich immer eine Rolle, zu Feiertagen ganz besonders.
Don Bosco als italienischer Priester ist immer präsent in Form von Bildern, von Zitaten, Sprüchen. Wir haben eine „Giovanni Time", in der wir einmal am Tag nur
für die Kids ganz spezielle Angebote machen. Und wir haben einen Pater, der regelmäßig in unseren Wohngruppen vorbeikommt und sich bei Interesse zu dem
Thema auch mit den Kids beschäftigt.
Spenden sind wichtig für Angebote „außer der Reihe"
Viele Spenderinnen und Spender unterstützen Ihre Wohngruppe. Was für eine Relevanz haben diese Spenden für Sie in der Wohngruppe oder in Ihrem Bereich in der Jugendhilfe?
Glagowski: Die sind ganz, ganz elementar. Ohne finanzielle Spenden würden wir den Jungs und Mädels einfach nicht das bieten können, was wir ihnen gern bieten möchten. Etwa, dass wir außerhalb der Reihe mal ins Kino gehen oder einen gemeinsamen Ausflug machen, oder wir kaufen ein neues Videospiel, Würfelspiel, Gesellschaftsspiel. Das würde außerhalb der Reihe so nicht funktionieren.
Das heißt, damit ermöglichen sie das, was vielleicht aus Fördergeldern oder aus Zuschüssen nicht geleistet werden kann?
Glagowski: Richtig, genau.
Interview: Gerald Mayer (DOMRADIO.DE); Fotos: Markus Nowak