Auszeiten in Irland
Über eine Sprachreise mit Schülerinnen entdeckte ich meine Liebe zur irischen Insel. Alles dort fasziniert mich: die Menschen, die Fröhlichkeit und Geselligkeit in den Pubs, die Musik, das Wetter und das Essen. Und dann kam es noch besser: an einem freien Wochenende machte ich mich alleine auf den Weg von der Dubliner Stadtgrenze bis nach Glendalough. Das ist ein verlassenes Mönchsdorf, das malerisch mitten im ältesten Nationalpark des Landes liegt. Drei Tage war ich unterwegs. Alles, was ich in dieser Zeit brauchte, musste ich mittragen: Wasser, Proviant, Schlafsack, Regenschutz, Landkarte und Pflaster. Alles war feinsäuberlich in Plastiksackerln in meinem Rucksack verstaut, denn es regnete jeden Tag – mehrmals! Aber jeden Tag schien auch die Sonne und ich konnte die Schönheit des „wilden Irlands“ bestaunen: die sanften Hügelketten, eine hinter der anderen; der Blick über die Küste zur Halbinsel Howth; die Wolken, die flott über meinen Kopf dahinzogen und deren Schatten auf dem Boden ständig neue Eindrücke schufen. Alles war aufregend! Und weil es mein erster Aufenthalt in Irland war, habe ich in diesen Tagen sicher hunderte Fotos gemacht.
Nachdem ich an meinem Ziel angekommen war, fielen mir mehrere Dinge auf: alles hier war sehr laut, das Essen war noch besser als sonst, die Farben Gelb und Rot leuchteten besonders lebendig und die Geschwindigkeit des Busses, der mich von Glendalough nach Dublin zurückbrachte, war mörderisch. Am liebsten hätte ich „stehenbleiben“ gerufen und wäre ausgestiegen, um wieder zu Fuß weiterzumarschieren.
Weniger ist mehr
Ich hatte, ohne es zu bemerken, in diesen Tagen der Wanderung gefastet! Ich war ganz in der Gegenwart, ich war ganz im Schauen und im „Verkosten von innen her“ gewesen. Mein Leben hatte sich in diesen 72 Stunden auf das Wesentlichste reduziert und ich war in diesen Tagen – so seltsam es auch klingen mag – so frei wie sonst noch nie in meinem Leben.
Diese Erfahrung hat meine Vorstellung von einem gelungenen Urlaub radikal gewandelt. Wollte ich vorher vor allem Neues sehen und Vieles erleben, so ist mir heute das Prinzip „Weniger-ist-mehr“ wichtiger.
Immer wieder hat es mich in der Zwischenzeit nach Irland zurückgezogen: wieder mit Schülerinnen und Schülern der Don Bosco Schulen, alleine oder mit einer lieben Freundin, die ich ein bisschen mit meiner Irland-Begeisterung anstecken konnte.
Einfach da sein
Mit ihr unterwegs zu sein ist besonders schön. Wir machen uns gegenseitig keinen Stress. Wir planen grundsätzlich gut unsere Routen, um dann vor Ort unsere Pläne manchmal plötzlich umzuwerfen. Einfach, weil es HIER und JETZT gerade schön ist! Nichts drängt uns, auch nicht das Noch-mehr-sehen-und-erleben-wollen. Wir sind einfach da. So wie es jetzt ist, ist es gut.
Auf diese Weise zu urlauben macht mich innerlich ganz still und glücklich und gibt mir Kraft für den Alltag. Irland wird mich so schnell nicht loslassen. Es beschenkt mich jedes Mal!
Sr. Gisela Porges FMA